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Zürcher Kunstgesellschaft [Editor]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 58.1897

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Alfred Dumont
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https://doi.org/10.11588/diglit.43116#0024
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strationen entpuppen. Der Styl ist bündig, lebhaft und stets den treffenden Ausdruck
findend, oft auch durch ein paar Gedankenstriche ganz neue Gedankenreihen eröffnend.
Durch seine vielen Reisen und häufigen Besuche in den besten fremden Galerien
war Dumont mit der Zeit ein feiner und unparteiischer Kunstkenner geworden. Er
urteilte sehr einsichtig ohne alle Voreingenommenheit oder Unduldsamkeit, und seine
Gespräche, die stets genussreich waren, liessen den ernsten und gewiegten Sachver-
ständigen erkennen.
Scherz und Spott über religiöse Dinge waren ihm in der Seele zuwider, und stets
nahm er sich der Abwesenden an, welche ungerechterWeise angegriffen wurden. Wer
immer mit ihm zu tun hatte, schätzte ihn um seines geraden Charakters willen. Auf
Dumonts Freundschaft konnte man bauen; Eifersucht kannte er nicht, und oft genug
hat seine Fürsprache den Kollegen Aufträge und andere nicht unbedeutende Vorteile
verschafft. Mit dem Maler Gustav Castan war er eng befreundet, und oft stunden
diese beiden Künstler zusammen, um gegen die Übertreibungen und Auswüchse der
jüngern Schule anzukämpfen, obschon sie dem neuen Geiste in der Kunstausdrucks-
weise keineswegs feindlich gegenüberstanden. Trotzdem sie beide als letzte Vertreter
einer etwas aus der Mode gekommenen Schule gelten konnten, genossen sie doch in
den Kreisen der jüngern Kollegen eine gewisse Autorität, die aber beide stets nur auf
liebenswürdige Weise zur Geltung brachten.
Seine Studienreisen schloss Dumont durch einen «tour du monde» ab, zu dem ihn
ein Freund, Herr Agenor Boissier in Genf veranlasst hatte, der einen Begleiter für
seinen Sohn wünschte. Allerdings fühlte er schon seit einiger Zeit eine gewisse Er-
schütterung seiner Gesundheit, und erst nach langem Zögern entschloss er sich daher,
der freundlichen Einladung Folge zu leisten. Leider entsprach die Reise den von ihm
darauf gesetzten Hoffnungen nicht ganz. Der Altersunterschied zwischen ihm und seinem
Gefährten war wohl mit daran Schuld, dass sie in ihren Eindrücken oft nicht völlig
harmonirten; indessen brachte Dumont doch eine grosse Menge von Skizzen und
Studien mit heim, die in der Folge dazu beitrugen, seine reizenden Schilderungen und
Erzählungen in der «Classe des Beaux Arts» zu verschönern und zu ergänzen.
Während seiner letzten Jahre lebten Energie und Humor noch einmal in ihm auf,
und die körperlichen und geistigen Beschwerden des Alters sollten ihm fast völlig er-
spart bleiben. Den Tod fürchtete er nicht, denn obgleich sein Mund sich hie und
da kritisch und ätzend äusserte, hatte er doch tiefe religiöse Überzeugungen. Das
Ende trat an ihn im Schlummer heran, ohne Vorboten und Todeskampf, nachdem er
 
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