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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 59.1899

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Antonio Ciseris Abstammung und Lebensgang
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https://doi.org/10.11588/diglit.43118#0026
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Antonio Ciseris Abstammung und Lebensgang.
Aus Familiendokumenten gellt hervor, dass die Familie Ciseri während drei vollen
Jahrhunderten in der Dekorationskunst in Florenz tätig war. Ein Meister in derselben war
Pietro Ciseri, der Grossoheim Antonios; er lebte in der Zeit des barokken Stils, allein er
verstand es, denselben zu mässigen und seinen Arbeiten eine ungewöhnliche Lieblichkeit
einzuhauchen. Er kam nur selten nach Ronco, blieb aber hier nicht untätig. In der Vorhalle
der Kapelle von Gropaldo, an dem wunderschönen Wege, der von Locarno aus über Losone
nach Ronco führt, sieht man noch die Spuren eines vortrefflich gezeichneten und lustig gemalten
Prospektes, der von ihm herrührt. In Florenz schätzt man von ihm äusser zahlreichen Arbeiten
in Privatpalästen mehrere Deckengemälde in den Erdgeschosssälen der Accademia delle Belle
Arti. Ihm folgten seine beiden Neffen Francesco und Giuseppe. Der letztere, der Vater
des Mannes, dessen Andenken diese Blätter gewidmet sind, schloss in glänzender Weise die
Aera einer Kunsttätigkeit ab, in der seine Mitbürger aus Ronco, und unter ihnen besonders
seine eigenen Vorfahren, sich in der Toscana ausgezeichnet hatten.
Giuseppe Ciseri war ein hochgeschätzter Ornamentist; vor allem aber zeichnete er sich
als Landschafter aus. Zeugnis hievon geben einige sehr schöne Ansichten im Ciserischen
Stammhause des heimatlichen Dörfchens, die durch die Farbeneffekte des Wassers, die Lieb-
lichkeit der Landschaft und die Perspektive höchst ansprechend wirken. Er war in Florenz
hoch geehrt, und sein Ruf würde wohl weiter gedrungen sein, wäre nicht seine bis zur
Schüchternheit getriebene Bescheidenheit im Wege gestanden. Er verheiratete sich in Ronco
mit Caterina Materni, und dieser Ehe entspross unser Antonio, geboren den 21. Oktober 1821.
Antonio oder, wie er mit dem mundartlichen Kosenamen genannt wurde, Tonin,
(«Toning»), verlebte seine Kindheit in Ronco, unter der überaus zärtlichen Obhut seiner
Mutter. Den ersten Unterricht genoss er mit seinen Altersgenossen nach der damaligen
einfachen Methode beim Kaplan des Dorfes, während die Mutter, eine sehr verständige und
 
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