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um seine göttliche Mission anzutreten», an die schweizerische Kunstausstellung (den
Ort verschweigt man besser) zu schicken. Aus Patriotismus liess sich der Künstler dazu
bewegen, und mit dieser Arbeit sandte er eine zweite ein, «der verkaufte Joseph», die
sich in seinem väterlichen Hause in Ronco befand. Bei der Rücksendung waren die beiden
Bilder so ungeschickt und nachlässig aufeinander gepackt worden, dass sie durchlöchert und
arg beschädigt nicht etwa in Locarno, von wo sie hergekommen waren und wohin sie auch wieder
hätten hinspediert werden sollen, sondern in Florenz ankamen. Beim Öffnen der Kiste sei
ihm der Ruf entfahren: «Ma sono barbari davvero al di lä de’ monti!» Immerhin gab er zu,
dass solche Dinge vorkommen können, und er lachte schliesslich über den längst verschmerzten
Aussicht aus dem Garten Ciseri gegen Brissago.
Unfall. Wüsste er nun vollends, dass ihn die zürcherische Kunstgesellschaft zum Gegenstand eines
ihrer Neujahrsblätter macht, so würde er wohl jenen Ausruf bereuen und gewiss zurücknehmen.
Der Bruder unsers Künstlers, Herr Vincenzo Ciseri in Locarno, der in liebenswürdiger
Weise dem Autor dieser Biographie mit Daten und Material an die Hand ging, schildert uns
voller Pietät seinen Bruder in Aufzeichnungen die wir, ohne im wesentlichen etwas daran zu
ändern, wiedergeben:
«II professore» — so nannte ihn die ganze Familie — behandelte die Kunst stets als
Kunst, um ihrer selbst willen; er hatte kein anderes Streben, als das, durch die Vollkom-
um seine göttliche Mission anzutreten», an die schweizerische Kunstausstellung (den
Ort verschweigt man besser) zu schicken. Aus Patriotismus liess sich der Künstler dazu
bewegen, und mit dieser Arbeit sandte er eine zweite ein, «der verkaufte Joseph», die
sich in seinem väterlichen Hause in Ronco befand. Bei der Rücksendung waren die beiden
Bilder so ungeschickt und nachlässig aufeinander gepackt worden, dass sie durchlöchert und
arg beschädigt nicht etwa in Locarno, von wo sie hergekommen waren und wohin sie auch wieder
hätten hinspediert werden sollen, sondern in Florenz ankamen. Beim Öffnen der Kiste sei
ihm der Ruf entfahren: «Ma sono barbari davvero al di lä de’ monti!» Immerhin gab er zu,
dass solche Dinge vorkommen können, und er lachte schliesslich über den längst verschmerzten
Aussicht aus dem Garten Ciseri gegen Brissago.
Unfall. Wüsste er nun vollends, dass ihn die zürcherische Kunstgesellschaft zum Gegenstand eines
ihrer Neujahrsblätter macht, so würde er wohl jenen Ausruf bereuen und gewiss zurücknehmen.
Der Bruder unsers Künstlers, Herr Vincenzo Ciseri in Locarno, der in liebenswürdiger
Weise dem Autor dieser Biographie mit Daten und Material an die Hand ging, schildert uns
voller Pietät seinen Bruder in Aufzeichnungen die wir, ohne im wesentlichen etwas daran zu
ändern, wiedergeben:
«II professore» — so nannte ihn die ganze Familie — behandelte die Kunst stets als
Kunst, um ihrer selbst willen; er hatte kein anderes Streben, als das, durch die Vollkom-