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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.43206#0040
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waren gefurcht. Es war ein wehmütiger Anblick. Man fühlte, er
würde sich von dem Streiche nie wieder völlig' erholen, so dass sich
unwillkürlich die geheime Frage aufdrängte, ob sein Leib so weit
gesunden würde, um den Eingebungen des herrlichen Geistes wieder
Gestalt verleihen zu können.
Das Geschick fügte es so und vergönnte ihm noch einen Lebens-
abend, den die volle Glorie des Ruhmes bestrahlte. Doch verbrachte
er diesen Lebensabend in Italien, nicht in Zürich. Der Arzt riet
dazu, und der Genesende mochte Heimweh nach dem Süden empfin-
den, dessen milde Lüfte ihm wohl eher Heilung versprachen. Auch
winkte ihm dort eine grössere Einsamkeit, als an der Limmat zu
finden möglich war.
Er löste sich nicht leicht von der Stadt, wo er sieben arbeits-
glückliche Jahre verlebt, deren Rat ihm das Ehrenbürgerrecht, deren
Hochschule ihm den Doktorhut • geschenkt hatte. Noch schwerer
trennte er sich von seinen Freunden.
Er kam nach zwei Jahren noch einmal zu einem kurzen Besuch,
als er nämlich im Juni 1894 vor dem Stadtnotar Karrer sein Testa-
ment machte.
Die Zürcher Freunde besuchten ihn im Süden, in San Terenzo
und dann auf seinem Sitze zu San Domenico. Erfreut und bewundernd
sahen sie, dass er unermüdlich arbeitete, und brachten die frohe
Kunde und dass er die Limmatstadt nicht vergessen habe, über die
Berge.
In den Jahrbüchern Zürichs wird es zum ewigen Gedächtnis
verzeichnet stehen, dass er einmal auch der unsrige war, und mit
goldenen Lettern wird darin geschrieben sein:
Hic fuit!


Atelier an der Böcklinstrasse.

(Phot. Link.)
 
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