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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.43208#0007
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Basler Jubiläumsteppich.
Aus Alex. Kochs «Deutsche Kunst und Dekoration», Darmstadt.

Einundfünfzigjährig musste Hans Sandreuter, der Basler, im Voll-
besitz seiner künstlerischen Eigenart, im Sonnenschein ehren-
vollster Anerkennung, aus dem Leben. Das Schicksal hat es ihm
nicht sonderlich leicht gemacht. Ziemlich lange dauerte es, bis er
eine gefestigte Stellung sich errungen hatte, nicht nur im Sinn der
materiellen Unabhängigkeit und Bewegungsfreiheit, sondern, was noch
weit wichtiger war, im Sinn der scharfen, unzweideutigen Heraus-
arbeitung und Geltendmachung seiner Künstlerindividualität. Und als
dann beides erreicht war: als der Wohlstand einkehrte und Behagen
schuf und zugleich Sandreuter sich in der ganzen Stärke, Originalität
und Mannigfaltigkeit ureigenster Begabung entfalten konnte, da stellte
sich eine tückische Krankheit ruhigem, sicherm Weiterarbeiten und
schönem, sorgenfreiem Genuss des Daseins entgegen. Grosse monu-
mentale Aufträge, wie sie an Schweizer Künstler selten nur heran-
treten, harrten ihrer Vollendung. Der Tod hat sie vereitelt. Er hatte
die Sense schon seit längerer Zeit gewetzt für den Maler, der ihn
einst bei dieser unheimlich gewissenhaften Arbeit auf einem Gemälde
so fein dargestellt hat. Am ersten Tage des ersten Sommermondes
igoi hat er diese reiche Menschenblüte hinweggemäht.
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