Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1906

DOI Heft:
[Text]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43210#0017
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sraglich, sondern das Bild wäre dadurch zur inhalflosen Sllustrasion
herabgesunken. Der Wers deslelben beruht gerade in der Unmitfeh
barkeis des Ausdrucks; hüshi gehörte zu den glücklichen ITlenlchen,
denen es vergönnt iss, ohne Apparate ihren Empsindungen Gestals zu
geben. Schöpsungen dieser Art, unmittelbar ensstanden, übersragen die
Sdeen des Schöpsers auch unmittelbar aus den Beschauer und nehmen
ihn gesangen. Das allgemeine Publikum iss allerdings noch lange nicht
dazu erzogen, den wahren Wers einer Kunsfäusterung zu schästen.
Es iss nur sür gute und solide mache zu haben, den seelischen oder
künsslerischen Werf eines Werkes lästf es [ich in der Regel durch
wirkliche oder eingebildete Unzulänglichkeiten der Cechnik, die sür
den Gehalt des Bildes gar keine Bedeutung haben, beeinträchtigen.
Schästen wir also unsern Künssler ganz besonders deswegen, dast er
uns sein ßerz in seiner Sprache ganz auszurchüsten vermochte! Das
handwerkliche Studium des menrchlichen Körpers, der Kleidung, der
Architekturen, der natur und alles dessen, was sie bietet, war nicht
Iiüshis Sache. Er hat ostmals angesangen, Aks= und nasurssudien zu
betreiben; aber alle diese Anssrengungen, zu denen er mehr durch
einen gewissenhasten Eiser als durch seine natur selbst getrieben
worden iss, sind vereinzelte Versuche geblieben, die keinen wesenf-
liehen Einslust aus sein weiteres künsslerisches Schassen auszuüben ver-
mochten. Seine Art des Studiums lag in der sreien Beobachtung von
natur und ülenrchen, wobei ihm ein vorzügliches Gedächtnis zu hatten
kam. Sein Gedächtnis war seine modellkarnrner, die ihn, verbunden
mit gröstter Einbildungskrast, bei der Übertragung oder Verwirklichung
seiner Eingebungen unferssüstfe. küfhi blieb der Schilderer der
sröhlichen, beseligenden Gemütlichkeit. Als solcher war er auch
prädessiniert zum Darsseller des alten und neuen Cestaments, aus

15
 
Annotationen