Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

DOI Heft:
[Text]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0073
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
55

und in der Sammlung des Künsslergüsli deponiert werden. Leider ging
Welti in seiner Verstimmung daraus nicht ein und meinte, «nun tollten sie
in Zürich gar nichts davon haben». Die Skizzen mußten ihm wieder zu-
rückgesandt werden und sanden späser in Deutschland einen Liebhaber,
nachdem der Künssler dem ursprünglichen Fries noch zwei Teile (Bochzeis,
Tasel XIII, und Brautsuhr, S. 53) beigesügt hatte.
Es ist im höchssen Grade zu bedauern, das} die in Form und Farbe
gleich originelle Arbeit nicht zur Aussührung kam. Es ragt eben auch
in Zürich ab und zu ein Türmchen von Seldwyla in die Böhe.
Sm Sahre 1905 wurde ein kleines Baus in der Villenkolonie von
Solln in unmittelbarer slöhe vom Bahnhose gemietet und gemütlich ein-
gerichtet. Eine eigene üote brachten die von ihm selbst gemalten Keisten
und Truhen hinein, die in ihrer starken Farbigkeit an Bauernmöbel belser
Art erinnern, aber durch reizvolle Ersindung des ornamentalen Schmuckes
doch weis über ihnen liehen.
Bier entbanden die zwei letjten bedeutenden Taselbilder: Die
»Penaten» und die »Eremiten». Das Thema vom Tode beschässigse ihn
wieder, jetjs am Ende seiner Bilderreihe wie einss am Ansang - damals
sreilich in der leidenschastlichen Ekssase der Auserssehungsbilder, jetjs mehr
in den ergreisenden Klängen eines seierlichen Trauermarsches.
Die Sdee zum Penasenbilde (Tasel XIV) war Weit! durch das Kellersche
Gedicht »Poetensod» gekommen, dessen zwei letzte Strophen er seit sahren
mit [ich herumtrug :
Sie ziehen aus, des Seligen Penaten,
Sn reiche Prachfgewande ties verhüllt,
Sie geh’n, die an der Wiege schon beraten,
Was er in Liedern dann so Ichön ersüllt.
Voran, gelenkten Blicks, das Leid der Erde,
Versehlungen mit der Freude Craumgesfalt,
Die Phantasie, und endlich ihr Gesährte,
Der Wit}, mit leerem Becher itolz und kalt.
Sn einer prächtigen Skizze, die sür die Zürcher Sammlung erworben
wurde, ist das Thema malerisch am einheislichssen gegeben. Sm Vorder-
gründe schreiten nur die Sargsräger mit dem Toten, der Baupsakzens des
Bildes liegt aus den Penaten. Das einzige Licht kommt durch das Fenster
im Bintergrunde, während der ganze Raum im seinen grauen Baibdunkel
liegt, aus dem die Farben der Penaten in weicher Pracht herausleuchten.
 
Annotationen