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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43221#0037
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Faidherbe» eingravieren. Du kannst nichts Geeigneteres fin-
dend So kam es,“ fügte Rodo hinzu, „dass eines meiner
Werke zu Ehren der Matrosen des Admirals Avelan im Vestibül
der ,Folies‘ aufgestellt wurde. . . .“
Hierin ein wenig Verlaine ähnelnd, verdankte es Rodo
dieser fast übermütigen Heiterkeit, die doch den Grundzug
seines Wesens ausmachte, dass er die Geldsorgen, in die ihn
die durch seine Arbeiten verursachten Kosten und anderseits
seine Verschwendungssucht fortgesetzt stürzten, zu ertragen
vermochte. Denn man kann nicht in Abrede stellen, dass
es ihm an offizieller Unterstützung nicht gefehlt hat. Die
Stadt Genf war ihm in den Anfängen seiner Künstlerlaufbahn
beigesprungen. Und später erhielt er nicht unbedeutende Auf-
träge in dekorativer Skulptur, so für das neue Museum in
Solothurn, für die Postgebäude in Genf und Neuenburg, für
die Lausanner Universität und endlich für das Bundeshaus.
Ich glaube nicht, dass auch nur ein einziges unserer Schweizer
Museen es unterlassen hat, noch zu seinen Lebzeiten das eine
oder andere seiner Werke zu erwerben. Er hatte also nicht
wie Hodler mit lange dauernder Feindseligkeit zu kämpfen,
und diese weit günstigeren Existenzbedingungen hätten ihn
in den Stand gesetzt, weit mehr zu produzieren. Er gestand
das wohl auch ein. Als einer seiner Kollegen ihm einmal den
Vorwurf machte, er habe aus seinen Gaben noch lange nicht
das herausgeholt, was er hätte können, gab er es nicht ohne
Bitterkeit und Bedauern zu, um freilich sogleich hinzuzufügen:
„Aber wenigstens habe ich mein Leben wahrhaft genossen“.
* *
*
Nachdem wir diese Charakterzüge Rodos skizziert haben,
müssen wir nun, soweit es möglich ist, die Entstehung seiner
Hauptwerke chronologisch fixieren. Die mit seinen Rand-
bemerkungen versehene Kollektion von Photographien, die
er hinterlassen hat, wird uns dabei behilflich sein. Ander-
seits ermöglichen es die uns von seinem Vetter, Dr. de

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