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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43225#0008
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das Glück ungetrübt und unerschütterlich zu flechten schienen.
Mit der bildenden Kunst war er äußerlich — und innerlich
erst recht — verankert durch seine Stellung als Präsident der
Ausstellungskommission der Zürcher Kunstgesellschaft, mannig-
faltige enge persönliche Beziehungen zu Malern und Bildhauern
und vor allem durch seine Gemäldesammlung, die so reich
geworden war, daß sie in den Wohnzimmern, den Gängen und
Treppen seines Hauses und in den zwei angebauten Galerie-
sälen nur zum Teil aufgestellt werden konnte. Man glaubte
ihn nie anders gekannt zu haben.
Heute trennt uns von jener Zeit mehr als nur die Zahl der
inzwischen verflossenen Jahre. Es hat sich so vieles gewandelt,
daß wir sie nicht nur als entfernt, sondern auch schon beinahe
als fremd empfinden und uns zutrauen, sie eher sachlich und
objektiv als noch stark persönlich interessiert zu betrachten
und zu werten. Dabei sinken die einzelnen Gestalten, auch
wenn sie uns menschlich noch so nahe gestanden haben, vor
dem breiteren Hintergrund in ihre Zeit und Umgebung zurück.
So auch Richard Kisling. Er aber nicht, um darin auszulöschen
und zu verschwinden; sondern, indem er mit ihr verschmilzt,
wird er in ihr nur überall sichtbar, gehört einfach zu ihr, wird
in manchem Punkt für sie repräsentativ. Er ist es aber nur
für eine kurze Reihe von Jahren gewesen, und nur langsam ge-
worden.
Die Jahre nach 1890 brachten für die geistig und künstle-
risch interessierten Kreise in Zürich Bewegung und Aufregung
verschiedener Art; vorerst die von unüberwindlichen Schwierig-
keiten bedrohte, aber zäh und zielbewußt bis zum endlichen
Erfolg durchgeführte Bewerbung um das Schweizerische Landes-
museum; dann die Spaltungen unter den Zürcher Künstlern
und Kunstfreunden, die zur Errichtung des Künstlerhauses als
einer Stätte für moderne Kunst und ein freier gerichtetes Aus-
stellungswesen, im Gegensatz zum altbehäbigen Künstlergütli,
führten, bald auch zur Vereinigung der verschiedenen Parteien
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