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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43225#0009
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in der neuen Kunstgesellschaft; nach dem damit vollzogenen
Ausgleich wurden die Gemüter und Meinungen durch Aus-
stellungsfehden und leidenschaftlich diskutierte Kunsthaus-
bauprojekte in Spannung gehalten, gleichzeitig auch durch den
mit bisher unerhörter Heftigkeit geführten Streit um die Hodler-
schen Fresken in der Waffenhalle am Platzspitz. Richard Kis-
ling scheint an diesen Dingen wenig Anteil genommen zu haben.
Er wurde 1894 Mitglied der «Künstlergesellschaft», wo sein
Namensvetter, der Bildhauer, schon längst Sitz und Stimme
hatte, gleich wie sein Vater, der Eisenhändler, im «Zürcher
Kunstverein». Bei der Verschmelzung trat er 1895 in die neue
«Kunstgesellschaft» über. Von seiner Lehrzeit in einer Genfer
Eisenhandlung und Aufenthalten in London und Genua war er
schon erheblich früher nach Zürich zurückgekehrt, denn bereits
1886, vierundzwanzig Jahre alt, wurde er Vorstandsmitglied
im Gemischten Chor. Im Elternhaus an der Münsterterrasse
war er Mitarbeiter, dann Leiter im väterlichen Geschäft, und
Teilhaber an einer schönen musikalischen und gesellschaftlichen
Tradition, wie sie von seinen sehr angesehenen Eltern geschaffen
und gepflegt wurde.
. Die Musik stand denn auch nach der Rückkehr aus der
Fremde, in der größeren Fülle des Lebens, für ihn überall voran.
Als Sänger und am Klavier vertiefte er sich in den gesicherten
Besitz an Meisterwerken und in die von der Kritik und der
öffentlichen Meinung noch nicht bestätigten Neuerscheinungen.
Der Musik hatte ja im elterlichen Hause von jeher der erste
Platz gehört. Richard Kisling folgte dem überzeugenden Bei-
spiel seines Vaters und fand gleichzeitig in einem Nachbarn,
fast Hausgenossen, einem Mitinhaber der Musikalienhandlung
Hug, einen gleichgesinnten Freund. Dieser rühmt im Nach-
ruf auf den Verstorbenen sein tüchtiges Musizieren, die um-
fassende musikalische Bildung und das rasch einfühlende Ver-
ständnis. Als fünfzehnjähriger Kantonsschüler hatte er zum
erstenmal im Gemischten Chor mitgesungen.
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