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Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Der Künstler und Naturforscher Lorenz Spengler aus Schaffhausen — Schaffhausen: Verlag des historisch-antiquarischen Vereins und des Kunstvereins, Band 9.1899

DOI issue:
3. Der Drechsler und Künstler
DOI issue:
Der Naturforscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.53835#0023
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35- Apollo, der ein Medaillon mit dem Bildnis Friedrichs V. bekränzt; in Elfenbein. Das etwas
leichtere Postament gleichfalls passicht gedreht und mit durchbrochener Arbeit. — Höhe 42 cm.
36. Grosses Schaustück (Fig. 5), bei dem äusser Elfenbein schwarz gebeiztes Holz mit teilweiser
Vergoldung und prächtig gefärbte Mineralien zur Verwendung kamen. Auf der korinthischen Säule aus
Lapis lazuli steht eine Diana, am Fuss der Säule eine Jagdnymphe mit Hund. Die Säule selbst ist teil-
weise bedeckt mit Elfenbeinschnitzereien, die auf das Jagdwesen Bezug haben. Links und rechts auf
den vorspringenden Seitenteilen des Postaments geschnitzte Elfenbeingruppen; links Atalanta von Amor
.gekrönt, rechts Meleager mit einem Hund und dem Kopf des kalydonischen Ebers. Hinter jeder Gruppe
eine zierlich gedrechselte Vase. Die Füllungen des schwarzen Postaments sind ausgelegt mit Lapis lazuli,
Agat, Jaspis und Bernstein. Das Ganze ruht auf kurzen, linsenförmig gedrechselten Füssen aus Elfenbein.
Höhe 69 und 38 cm. Nicht datiert.
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37. Nur durch die Abbildung in Kupferstich bekannt ist das auf Seite 20 bereits erwähnte
Werk Spenglers, das als das gelungenste dieser Gattung galt, das Brustbild seines Vaters in Relief, in der
uns bekannten Weise auf dem Contrefait-Werk gedrechselt. Vater Spengler ist in reicher Kleidung dar-
gestellt, der Kopf nicht wie auf den übrigen Medaillons im Profil, sondern in linksseitiger Dreiviertels-
Ansicht. Weiteres ist aus der verkleinerten Wiedergabe (Fig. 6) ersichtlich. Das auf dem Postament
angebrachte Wappen ist das Spenglersche. — Auf dem Kupferstich hat das Medaillon 130 mm Durch-
messer; auch ist daselbst die Elfenbeinarbeit noch umgeben von einem Kranze von Muschelornamenten
mit kleinem Gemäuer, sodass die Plattengrösse 295 : 257 mm beträgt. Unten ist der Stecher genannt:
O. H. de Lode Ch. R. S. D. sculps. Hafniee 1755.
38. In weiland schaffhauserischem Privatbesitz befindet sich das mutmassliche Gipsmodell zu
obigem Medaillon. Das Brustbild selbst stimmt, abgesehen von der Grösse, genau mit dem Stiche überein,
dagegen nicht ganz die Umschrift, die hier etwas zu weitläufig angelegt ist und auf der Patrone abgeän-
dert werden musste. Das Brustbild ist auf dem Modell nachträglich koloriert, die Buchstaben sind ver-
goldet. Der Durchmesser beträgt 236 mm.
— Leider sind gerade einige der grössten Arbeiten Spenglers verschollen, die noch 1839 in der
Sammlung des Sohnes vorhanden waren und im Auktionskatalog dieser Sammlung beschrieben wurden.
Nagler erwähnt daraus vier Pyramiden, « wovon die grösste 2 J/2 Ellen hoch ist. Zwei andere sind
22 Zoll und die vierte 16 Zoll hoch. Das Fussgestelle der ersteren bildet einen Tempel. Ein fünftes
Stück in Elfenbein stellt einen Tempel mit Ornamenten dar, mit einer Büste im Innern. Dieser Tempel
ist 18 Zoll hoch »; also vielleicht unser Nr. 33 ?

Der Naturforscher.
Spenglers Beruf war die Kunstdrechslerei; in naturwissenschaftlichen Dingen
war er Dilettant; es fehlte ihm, wie jede gelehrte Bildung überhaupt, so namentlich
auch die fachwissenschaftliche Vorbildung. Trotzdem hatte er auf beschränkten Gebieten
bald solch bedeutende Leistungen aufzuweisen, dass er hierin bei den Zeitgenossen als
Autorität galt. Einen vorübergehenden grossen Erfolg hatte er als Elektrotechniker,
wovon später noch die Rede sein soll. Hier interessieren uns zunächst seine For-
schungen auf einem naturgeschichtlichen Gebiete, die er, wenigstens als kundiger
Sammler, bis ins hohe Alter fortsetzte, nachdem er den Drechslerkittel längst an den
Nagel gehängt hatte.
Das Studium der Organismen durch Zergliederung und mit Hilfe des Mikros-
kops hatte schon längst begonnen, und die Insekten-Biologen Reaumur, Rösel und
De Geer standen zu Spenglers Zeiten mitten in ihrer verdienstvollen Arbeit. Aber
das waren Ausnahmen. Die naturgeschichtliche Forschung bestand doch noch vor-
 
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