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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsstück / hrsg. von d. Künstler-Gesellschaft in Zürich — 30.1834

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Dreißigstes Neujahrsstueck, enthaltend das Leben des Kunstmahlers Johann Kaspar Schinz von Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.43195#0018
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stände sein Lieblingsfach. Jedoch arbeitete er auch einige andere Kompositionen aus,
welche sehr gelangen, thcils Szenen aus der Schwcizergeschichtc, theils Genre-Bil-
der *). Er hatte die Freude für einige derselben Liebhaber zu finden, doch außerhalb seiner
Vaterstadt. Mehrere Bilder von Schinz besitzt der um junge Künstler vielfach ver-
diente Herr Oberst Honnerlag in Trögen. Immerfort hatte er auch einige Schüler,
welcher der Mahlcrci als ihrem Berufe sich widmen wollten, und mit herzlicher Liebe
an ihm hingen. Bei einem methodischen Unterrichte und großer Hingebung von
von Seite des Lehrers, machten sie bald bedeutende Fortschritte.
Groß war seine Freude, als er gegen Ende des Lebens den Auftrag erhielt, die
Auferweckung des Lazarus zu mahlen, in nicht ganz lebensgroßen Figuren. Schon
langst hatte er sich gewünscht, ein größeres Bild mahlen zu können. Mit rastlosem
Eifer arbeitete er an seiner Vollendung. Seinem immer mehr entwickelten Augen-
übel ist cs wohl zuzuschreiben, daß dieses, so wie einige frühere Bilder in einem röth-
lichten Tone gcmahlt sind. Kaum war cs vollendet, so fingen die Kräfte seines ohnehin
schwachen Körpers an abzunchmen. Eine schnelle Abzehrung machte seinem schönen
Leben den 9. Aug. 1832 ein frühes Endc.
Noch während der Vollendung des Lazarus hatte der nimmer Rastende schon
wieder ein neues Bild angefangen, die h. Cäcilia, wie sie den Engeln die himmlische
Musik ablauscht. Er konnte jedoch nur damit zur Untermahlung kommen, da cr
dann selbst in ein besseres Leben überging.
Wenn es ausgemachte Erfahrung ist, daß seine Arbeiten in der Vaterstadt weit we-
nigerMnerkennung fanden, als im Auslände; daß in jener seine Kompositionen heiliger
Gegenstände weniger gefielen, als seine Versuche in andern Kunftfächern: so ist, wenn
gleich nicht der einzige, doch ein bedeutender Grund davon wohl hierin zu suchen,
daß die GemüthSrichtung des Künstlers nicht die vorherrschende in seiner Vaterstadt war.
Wer den Verstorbenen genauer kannte, wird ihn noch lange in liebendem Anden-
ken behalten, und in ihm den Mann ehren, dessen Sanftheit, Rechtlichkeit und reli-
giöser Sinn die Achtung jedes Bürgers, und dessen unausgesetztes Streben nach
künstlerischer Ausbildung, die Nachahmung jedes Künstlers verdient.
*) Dahin gehören z. B. Jesus und die Samariterin am Brunnen; Glaube, Liebe, Hoffnung; zwei
Pilgerfahrten nach Rom; Herzog Johann, sein väterliches Erbgut zurnckverlangend; der sterbende
Kaiser Albrecht; der Improvisators in Neapel; Eitelkeit und Bescheidenheit; und die Braut.
 
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