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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsstück / hrsg. von d. Künstler-Gesellschaft in Zürich — 32.1836

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Zwei und dreißigstes Neujahrsstück, enthaltend das Leben und die Charakteristik des Malers Felix Maria Diog aus Urseren
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https://doi.org/10.11588/diglit.43204#0008
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Weniger reichlich, als auf dem südlichen Abhange des Gebirges zeigt sich
das Kunsttalent auf der Nordfeite, wo deutsche Zunge an die Stelle der welschen
tritt. Freilich sind hier die Umstände ungünstiger, als auf der Südseite, wo das
kunstliebende, kunsterzeugende und kunfterziehende Italien dem angehenden Künstler
seinen herrlichen Himmel, seine fruchtbaren Ebenen, seine kunstgebildeten und
kunsterfüllten Städte öffnet; wo er Ermunterung, Vorbilder und wetteifernde
Nebenbuhler auf der künstlerischen Laufbahn findet, durch welche gefördert,
gebildet und angespornt, sein Talent wachsen und gedeihen kann. Nicht so auf
der Nordseite. Kein Land ist hier in der Nähe, welche das junge Kunstgenie
leicht aufnähme und erzöge. Sprache und Natur trennen von Italien, und der
klassische Boden deutscher Kunst liegt zu weit entfernt. Nicht selten verkrüppelt
deswegen die schönste Anlage unter dem rauhen Gestein, und Wenigen nur ist es
gelungen, von Umständen begünstigt, oder durch eigene gewaltigere Kraft gehoben,
sich eine freiere Bahn zu brechen, und ihrem Talente eine höhere Bildung und
einen angemessenen Wirkungskreis zu verschaffen. Zu diesen wenigen Beispielen
gehört der Mann, dessen Lebensbeschreibung wir dieses Jahr unfern jungen
Freunden als ein Beispiel dessen aufftellen wollen, was angeborenes Talent, mit
Fleiß und Ausdauer verbunden, zu leisten vermag; erwachsene Kunstfreunde,
denen diese Blätter zu Gesichte kommen, mögen darin den Wunsch erkennen,
unseren trefflichen vaterländischen Künstler ein kleines Denkmal der Liebe und
Achtung zu stiften.
Felix Maria Diog wurde um das Zahr 1764 zu Urseren geboren. Sein
Großvater war ein Tischler, und, für die damalige Zeit und die dortige Gegend,
ziemlich wohlhabender Mann; sein Vater, der das gleiche Handwerk erlernt
hatte, trieb nebenbei noch das Gewerbe eines Altarfassers, d. h. er beschäftigte
sich damit, die hölzernen Einfassungen der Kirchenaltäre zu schnitzen, zu bemalen
und zu vergolden. So unbedeutend dieser Umstand auch an sich selbst ist, so
bedeutend wurde er für unfern Diog, indem der Vater, obwohl selbst nur an
der äußersten Grenze des Kunstgebietes stehend, doch wenigstens im Stande war,
das aufkeimende Talent des Sohnes zu erkennen und zu ehren. Wenn er auch
selbst zur Entwickelung desselben nichts oder nur höchst wenig beizutragen ver-
mochte, so legte er ihm doch keine Schwierigkeiten in den Weg.
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