Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]: Neujahrsstück / hrsg. von d. Künstler-Gesellschaft in Zürich (32.1836)

Zwei und dreißigstes Neujahrsstück,
enthaltend
das Leben und die Charakteristik
des Malers
Felix Maria Diog
aus Urseren.

An den Thälern, welche von dem gewaltigen Gebirgsknoten des St. Gotthards-
berges nach Süden und Norden hinablaufen, hat seit Jahrhunderten ein zu
mathematischen Wissenschaften aufgelegtes und zur Ausübung mechanischer und
schöner Künste geschicktes Volk gewohnt. Bequemer als vor nicht langer Zeit
in der Ebene, reisen wir durch die rauhen Alpenthäler, über die von wilden
Strömen durchwühlten, von steilen Felsenwünden geschlossenen, von finstern
Schlünden zerrissenen Gebirge, welche die Natur als mächtige Scheidewand
zwischen Nord und Süd hingeworfen hat; wir wandeln und fahren auf breiter,
ebener, sanft ansteigender Straße, wo früher Wanderer und Saumthier auf
schmalen, oft an schwindelnden Abgründen hinlaufenden Wegen emporklommen.
Fragen wir dann aber, wer die kühnen Baumeister waren, die jenen Straßen
ihren Gang vorzeichneten, die über breite und schauerlich tiefe Abgründe jene,
oft wundervollen Brücken warfen; so finden wir, daß sie vorzugsweise diesen
Alpenthälern, oder den unmittelbar am Fuße der Gebirge gelegenen Gegenden
angehören. Aber nicht nur als geschickte Ingenieure im Straßenbau, sondern
auch als Baukünstler, als Maler und Bildhauer haben sich die Bewohner jener
Gegenden seit langer Zeit ausgezeichnet. Durchlesen wir die Geschichte der
italienischen Kunst, so finden wir, daß mehrere der ausgezeichnetsten Architekten
und Maler Italiens, ein Fontana, Borromini, Luini von daher stammten.
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