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Neumann, Carl
Vom Glauben an eine kommende nationale Kunst — Heidelberg: Winter, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.45628#0007
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Unsere Toten zu feiern sind wir heute zu-
sammengekommen.
Unsere Toten, mein damaliger Assistent Eugen
Arnold, vr. Fritz Kraus, der ein Buch über Karl
Rottmann, den Landschaftsmaler, hinterlassen hat,
und der jüngste von ihnen, Walter Horwitz, sind
schon 1914 und 1915 gestorben. Jedem von ihnen
ist damals nach seiner Person und Sonderart Feier
und Nachruf in der Seminarsitzung gewidmet
worden. Dazu kommen, die in früheren Jahren
dem Institut angehört haben. Die Blattner,
Brandt, Burger. Nicht alle Namen find uns
bekannt geworden. Heute sollen sie den Anlaß
zu gemeinsamer Feier und zu allgemeiner
Betrachtung geben.
Wie glücklich waren wir 1915 und noch weiter-
hin, mit heute verglichen! Wir hatten schwere
Sorgen, damals wie immer. Italien, später Ru-
mänien traten in der Reihe unserer Feinde in den
Krieg ein. Dennoch, wir hofften. Glaube und
Hoffnung beflügelten uns, und so mögen wir heute
mit Schillers Kassandra sprechen:
Meine Blindheit gib mir wieder....
Denn der Irrtum ist das Leben
Und das Wissen ist der Tod !
In das todesstarre Wissen, das uns jetzt fesselt
und lähmt, klingt wie in qualvolle Träume der
Triumphgesang unserer Feinde, zumal der kleinen.
 
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