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Neumann, Carl; Feuerbach, Anselm [Gefeierte Pers.]
Der Maler Anselm Feuerbach: Gedächtnisrede bei der Jahrhundertfeier für Feuerbach in der Universität Heidelberg am 16. Juni 1929 — Heidelberg: Winter, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.45629#0011
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Zurückblickend auf Leben und Uunstschicksal Anselm Feuerbachs,
hat seine Mutter, die Musiterin war, geurteilt: jedes Leben hat
seine eigene Tonart. Andere Lebenssätze gehen in heiterem
la-Our oder H-Dur. Wir kommen nicht aus bl-Moll oder Ms-Moll
heraus.
Als Anselm Feuerbach, eben fünfzig Zähre alt im Ausland, in
Venedig starb, einsam und aufgerieben, konnte er seinen Ruhm
von heute nicht ahnen, nicht ahnen, datz man die hundertste
Wiederkehr des Zahres seiner Geburt festfeierlich begehen werde,
einer Geburt, die der Nünstler selber voll Bitterkeit ein mehr-
faches Unglück genannt hat. Line erste zusammenfassende Aus-
stellung seiner Malereien, die die Berliner Nationalgalerie unter
ihrem Direktor Max Zordan 1880, im Todesjahr des Rünstlers,
brachte, rührte die weite Öffentlichkeit wenig. Lin kleines Luch
aber, das die Mutter Feuerbachs zwei Zähre später herausgab,
das sogenannte Vermächtnis, Auszüge von Briefen, Bruchstücke
einer Selbstbiographie, kleine Aufsätze und kurzgefatzte Gedanken
des Malers, gewann schnell die Teilnahme der deutschen Welt.
Es folgte die Biographie, ausführlich von einem treuverehrenden
Freund, von Zulius Allgeger, geschrieben. Immer einprägsamer
formte sich vor der Lesewelt das heroische Profil Feuerbachs als
das eines tragischen Helden, einer Figur, wie aus der Welt Fried-
rich Hebbels oder Zbsens. War es wieder einmal so, datz die
Rreise deutscher Runstbildung auf dem Umweg über die Literatur
aufgerüttelt und belehrt wurden, datz erst das Wort der Bücher
die Phantasie von Lesern reizen mutzte? Genug, eine zweite
Feuerbachausstellung, fünfundzwanzig Zahre nach der ersten,
die sogenannte Zahrhundertausstellung der Nationalgalerie von


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