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Neuwirth, Joseph
Mittelalterliche Wandgemälde und Tafelbilder der Burg Karlstein in Böhmen — Forschungen zur Kunstgeschichte Böhmens, 1: Prag: J. G. Calve'sche k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung Koch, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.49511#0072
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zusagenden Apokalypse bethätigt, so gab er ihm mit der durch ihn veranlassten Ausführung des verloren gegangenen
Stammbaumes der Luxemburger im Palas und der Cyklen im Treppenhause einen mehr das Familieninteresse hervor-
kehrenden Anstrich. Denn durch die Mutter mit dem Premyslidenhause verwandt, musste der so sehr der Heiligen-
verehrung huldigende Fürst besonders die Legenden jener Landespatrone, die sich auch als seine Verwandten von mütter-
licher Seite her darstellten, als würdigen Gegenstand der für ihn auszuführenden Wandmalereien erachten, wie ihn wohl
zur Beschäftigung mit dem Texte der Wenzelslegende und zu einer eigenen Fassung derselben die Rücksicht auf den
heil. Landespatron, den einstigen Landesfürsten und den mit der Märtyrerkrone geschmückten Verwandten bestimmt haben
mochte. Im Luxemburger Stammbaume betonte der Hinweis auf die Familie des Herrschers einen profanen, in den
Cyklen der Wenzels- und Ludmilalegende einen entschieden religiösen Zug.
Die angeblich »im allgemeinen Charakter des 14. Jahrhundertes« gehaltenen Karlsteiner Treppenhausbilder ver-
dienen nicht nur für Böhmens Kunstgeschichte, sondern auch für die Geschichte der deutschen Malerei des späten Mittel-
alters eine größere Beachtung, als ihnen bisher geschenkt wurde. Denn klarer als anderswo sind an ihnen zahlreiche
interessante Beziehungen erweisbar, welche vielleicht auch für die Würdigung anderer Denkmale der monumentalen Malerei
des 14. Jahrhundertes einen gewissen Wert erlangen können.

Abb. 9. Laterne in der Karlsteiner Kreuzkapelle.


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