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Notae Numismaticae - Zapiski Numizmatyczne — 3/​4.1999

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Olbrycht, Marek Jan: Bemerkungen zur parthischen Münzprägung unter Vologases I und Pakoros II
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https://doi.org/10.11588/diglit.21230#0073

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Typ S 70 enthalt Tetradrachmen, Drachmen und Bronzemunzen.
Tetradrachmen fallen dabei in die Zcitspanne scit 372 der seleukidischen
Ara (SA), d. i. 60/61 n. Chr., bis 380 dieser Ara, d. i. 68/69 n. Chr.
Bronzemunzen vom Typ 70 reichen aber bis in das Jahr 389 (0ITT) SA,
d. i. 77/8 n. Chr.14.

Typ S 71 umfaBt nur Drachmen (ohne Daten), die D. Sellwood zufol-
ge aus Ekbatana und der Margiane stammenb. Auf der Vorderseite zei-
gen sie zwei parthische Buchstaben wl und mitunter das sogenannte
„Arsakidenzeichen"lb.

Auf den Tetradrachmen der Typen S 68 und S 70 tritt der stereotype
Titel BAZIAEQI BAEIAE^N APIAKOY EYEPEETOY AIKAIOY
ElTIOANOYX OIAEAAHNOZ auf. Die Titulatur unterscheidet sich nicht
von der der fruheren parthischen Kónige des 1. Jhs. n. Chr. Der Eigen-
name des Kónigs erscheint auf den angesprochenen Tetradrachmen
nicht. Dieselbe Titulatur ist auf Drachmen belegt, dereń Aufschriften
jedoch nur schwer lesbar sind17. Auf allen Miinzen der Typen S 68, S 70
und S 71 tragt Vologases das Diadem ahnlich wie seine meisten Vorgan-
ger. Typ S 71 weist zugleich wesentliche Neuerungen auf. Hierbei han-
delt es sich um die wohl markanteste Innovation in der Miinzpragung
des Vologases L, das Erscheinen des Kónigsnamens in Parthisch auf den
Drachmen vom Typ S 71. Die Buchstaben wl stehen namlich fur wlgśy,
d.i. Wałgaś. Dieser Name ist vielfach in schriftlichen Zeugnissen aus
arsakidischer und sasanidischer Zeit belegt18. Die Einfiihrung des
Parthischen auf Miinzen sollte sich propagandistisch ais weitsichtig er-
weisen und diese Sitte fand bei den meisten Nachfolgern des Vologa-
ses I. Anwendung19.

14 Schon McDowell (1935, S. 75, Nr. 96) hat gezeigt, daB die Bronzen des Vologases I.
aus Seleukeia am Tigris aus den 70er bis in die Jahre ^IIT 386 = 74/75, HT1T 388 = 76/77,
9nT 389 = 77/8 belegt sind.

15 BMCParthia, 182, Nos. 32f£; Sellwood 1980, 231; NPIIN 405; Shore 1993, Nr. 375-378.

16 Das „Arsakidenzeichen" ist auf den Miinzen des Vardanes (Typ S 64.39) belegt.

1' Seit dem 1. Jh. v. Chr. laBt sich eine Vergróberung des Stils der parthischen Drachmen
nachvollziehen, wobei griechische Legenden auf den Miinzen zunehmend „barbarisiert"
wurden.

18 Gignoux 1972, 66. Ygl. Justi 1895, 344ff.

19 Vgl. die Zusammenstellung der einschlagigen Aufschriften bei Sellwood 1983,
Appendix 2, 316f. Dazu schon W. Henning, „Mitteliranisch" in: Handbuch der Orientalistik,
1. Abt., Bd. IV, 1. Abschnitt, Leiden-Kóln 1958, 40.

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