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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Hartmann, ... [Red.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0180
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Ortsbeschrcibung.

trägt einen sehr schlanken achtseitigen Helm und drei Glocken; die
größte hat in gothischen Minuskeln die Umschrift:

Osanna heis ich

in unser frauen er leut ich

bernhart lachaman gos mich. anno domini 149 7.

Die zweite in sehr alten gothischen Majuskeln:
lliomns nrs lseit. Uev. und

Ns rssonunts pia populi nrewor 68to Nurin.

Auf der dritten vielleicht noch älteren Glocke stehen die Namen
der vicr Evangelisten.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Hospitalpflege.

2) Die I oh ann is kirch e. Etma fünf Minutcn sirdlich von
Ler Stadt, ehe die nach Botenheim führende Landstraße sich in's
Zaberthal hinabsenkt, erhebt sich zur Liuken hlnter einer hohen Pappel-
reihe aus einem scharf in's Thal vorgeschobenen Hügel dcr schöne
Friedhof, umfaßt von einer Mauer, die gegen die Thalseiten hin sehr
an Höhe zunimmt. Der Friedhof zieht sich lang hin von Norden
nach Süden und gewährt eiuen ergreifenden Anblick mit seinen
vielen Kreuzen und Denkmälern, die zwischen Blumenbeeten oder halb-
verwilderten 9losenbiischen verstreut sind, und am Südende mit seiner
schönen alterthümlichen, an ihrer südlichen Seite herrlich von dichtem
Epheu berankten Johanniskirche. Dazu die weite und liebliche Aus-
sicht. — Selten findet man einen so rcingestimmten Nastort, der das
Gemüth des Manderers hineinzieht in tiefe Beschaulichkeit, sei es daß
man die alte Kirche betrachtet mit ihren edlen Formen und ihren
zahlreichen steinernen Grabmälern außen und innen, oder daß man
zwischen den stillen blumigen Gräbern hindurchwandelt bis vor an
die Mauer und darüber hinabschaut in das breite fruchtbare Thal,
durch das sich an üppigen Uferbäumen und malerischen Büschen vor-
bei das muntere Zaberflüßchen schlängelt und aus dem sich in der
Nähe die schönen Dörfer Botenheim und Meimsheim erheben, vor
diesem auch wieder einsam liegenv dcr Friedhof mit der gothischen
Kirche, und davor — weithin sichtbar das alte ehrfurchtgebietende
Lindenpaar. Jm Nordosten schließen die stolze Pyramide des Wunnen-
steins und die feinen Ketten der Löwensteiner Berge die milde sanst-
blauende Landschast, im Süden und Südwesten aber erheben sich, mehr
in der Nähe, die Thürme von Bönnigheim, und den hohen Rand
des gesegneten Zaberthales bildend, der ganz bewaldete Stromberg,
von dem kirchenbekrönten Michaelsberg an langhin sich dehnend, mit
seinen tiefeingerissenen Schluchten und seinen von den dunklen Lanb-
baumwipseln sast verhüllten Burgruinen. An diesem reichgegliederten
 
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