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Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0327
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Massenbach.

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schcinbare ziemlich baufällige und seuchte Kirche selbst stammt aus
verschiedeneu Zeiten, uud muß ursprünglich nur eine Kapelle gewesen
sein, wie der bedeutend schmälere westliche Theil beweist. Der recht-
eckige, ein steinernes gothisches Sakramenthäuschen und ein altes
lebensgroßes Krucifir enthaltende Chor ist das Ueberbleibsel eines
gothischen Thurmes, der von schöncn Maßwerkfenstern erhellt und
von reichem Sterngewölbe bedeckt wird, währcnd das Schiff der Kirche
ein hölzernes Tonnengewölbe über sich hat. Jn den Thurm schlug
einst der Blitz ein, wie folgcnde Jnschrift mcldet: 1704 den 3. april
hat das wetter in den durm geschlagen. Jetzt sttzt ein Dachreiter
auf dem Ostgiebel. Südlich am Thurm liegt die Sakristei, eine
gothische von zwei Rippenkreuzgewölbeu übersprengte Kapelle, aus den
Schlußsteinen mit den Wappcn der Stifter, Reinhold von und zu
Massenbach und Helena Maria von Neipperg; der fie als Stifter
bezeichnende Grabstein befindet sich noch iu derselben. Ueberhaupt
zeichnet stch die Kirche, seit mchreren Jahrhunderten die Grablege der
Familie von Masfenbach, durch ihre Menge von Denkmälern aus;
auf dem Fußboden liegen noch viele Grabplatten aus dem 15. Jahr-
hundert, eines Caspar de M., eincs Philipp de M., cines Philipp
iunior de M., einer Anna Münchin von Nosenberg. Jn der südlich
an das Schiff der Kirche stoßenden Kapelle sieht man an der Ost-
wand einen Herrn von M. in der Tracht vor dem dreißigjährigen
Krieg, oben die hcilige Dreifaltigkeit; es ist das beste aller dieser Denk-
mäler; — an der Südwand das Standbild des Jörg Conrad von
Helmstat, ch 3. Mai 1566, mit auffallend kunstlos gearbeitetem Kopf,
und das seiner Gemahlin Nottpurga von Helmstat, geb. von Lieben-
stein, ch 8. Nov. 1564. Dann im Schiff der Kirche, auf einem
Löwen stehend, Bechtold von Massenbach, ch 8. März 1560, serner
Ulrich von Massenbach, ch 16. März 1560, und Severin von und
zu M., ch 22. Juli 1568.

Jm Friedhof liegt noch ein alter Taufstein. Die Unterhaltung
der Kirche ruht anf der Gemeinde; zu einer auf derselben Stelle
neu zu erbauenden Kirche ist bereits ein Baufonds von über 14,000 st.
gesammelt. Unfern der Kirche steht das im Jahr 18^^7 neu
erbaute von Reben sreundlich umrankte Pfarrhaus, samt 1851
errichteter Scheune; die Unterhaltung hat die Gemeinde. Das hübsche
Rathhaus mit Thürmchen auf dem First wurde 1817 erbaut; es
enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath im unteren Stock
ein Schulzimmer. Das eigentliche Schulhaus mit einem Lehrzimmer
und der Wohnung des Schulmeisters ist vom Jahre 1802. Ueber-
dicß sind noch vorhanden ein Back- und Waschhaus, ein Armenhaus,
und ein Schafhaus.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 8 Pumpbrunnen, und
durch den Ort stießt der Biberbach, in den im südlichsten Theil des
 
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