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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0393
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DkWügen.

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28 Huber von Deißlingm jährliche Hcmd- nnd Fuhrsrohnen zu leiften,
welch' letztere ein Vergleich vom 22. März 17 92 neu regelte.
Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 kam die Lehens-
herrlichkeit über diese reichenauischen Lehen an Baden, das sie im
Staatsvertrag vom 17. Okt. 1806 an Württemberg abtrat. Noch
den 8. Mai 1845 wurde die Nottweiler Armensondspflege mit
12 Mltr. Korngült allhier, dem Burgstall zu Hörubach und Neckar-
stetten, auch einem hiesigen Gut, sowie dem Kehlhof von Württem-
berg belehnt.

Die hiesige Kirche wird schon im I. 1275 genannt hswhe
S. 158). — Än die oben erwähnte Albertskapelle schließt sich fol-
gende geschichtliche Entwicklung an. Nach einer z. B. von Crusius
(^nnal. 8uev. p. 2, 263, darnach Grimm Sagen 2, 257) mit-
getheilten, übrigens gänzlich unverbürgten Sage verließ ein Gras
Hubert (Uobert, Obert) von Calw, um nicht in Wohlleben auszu-
gehen und die Armnth zu kosten, Haus und Gemahlin, zog schlechte
Gewänder an und wurde in Deißlingen Kuhhirt. Ungekannt einst
uach Calw zurückgekehrt, traf er gerade zum Beilager seiner Gcmahlsn
mit einem Anderen ein, warf ihr seinen Trauring in den Becher
und zog ganz still wieder nach Deißlingen zurück, wo er nochmals
Hirt wurde. Erst vor seinem Ende entdeckte er den Dorsbewohnern
seinen Stand und verlangte, sie sollen ihn nach seinem Tode durch
Ochsen hiuaussühren lassen und wo diese stillstehen würden, begraben,
auch daselbst eine Kirche bauen. Dies sei hernach geschehen und die
Kirche (dereu Namen allerdings später in Albertskirche verwandelt
wurde) ihm zu Ehren genannt worden. Zu der Kirche wurden
Wallfahrteu angestellt, zu des Grafen Gedächtniß Messe gelesen und
jeder Calwer Bürger, der vorbeikam, hatte das Recht, an die Thüre
zu klopfen und sich um etwas zu melden.*) — Neben dieser Kirche
cntstand bald ein, schon im 14. Jahrhundert (s. ob. S. 158) ge-

H Nach einer etwas verschiedeneu Wendung der Sage ent-
sernte sich der Graf schon ursprüuglich wegen der ilntreue seiuer Ge-
mahliu aus der Heimath, vermachte später die Kleiuodieu, die er bei sich
hatte, zum Bau der Kirche u»d verorduete, daß so oft ein Calwer
des Wegs ziehe, die Glocke des Kirchleins geläutet werden solle. Dies
soll auch, so oft die Calwer auf die Zurzacher Messe gereist und durch
Deißlingeu gekommen, bis ungefähr 10 Jahre vor dem Uebergang
des Dorfes au Württemberg geschehen sein. Dramatisch ist die Ge-
schichte behandelt iu: Gras Hubert von Calw, Scenen aus seinem
Lebcn. Offeubach 1794. 8.

Beschr. von Württemb. 56. Heft. Oberamt Rottweil.

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