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Schäfer, Alfons [Hrsg.]
[Forschungen zur oberrheinischen Geschichte im Mittelalter] — Oberrheinische Studien, Band 1: Karlsruhe: G. Braun, 1970

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Schäfer, Alfons: Staufische Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau und im Nordwestschwarzwald vom 11.-13. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.52719#0195

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Staufische Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung

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Besitz des Grafen von Malsch an Hirsau übergegangen. Der geschlossene Besitz von
über 30 Hufen deutet darauf hin, daß Stupferich eine von den Grafen von Malsch
gegründete Ausbausiedlung — wohl des 11. Jahrhunderts — darstellt. Bekräftigt
wird diese Annahme dadurch, daß die von den Grafen von Malsch an Hirsau
geschenkte Kirche zu Stupferich das gleiche Patrozinium wie die Kirche zu Malsch
aufweist: St. Cyriak13. Die Übertragung dieses Patroziniums kann nur von dem
alten Dorfe Malsch auf die jüngere Ausbausiedlung durch den Gründer erfolgt
sein, nicht umgekehrt. Wenn aber Stupferich mitten auf der Hochfläche zwischen
Alb und Pfinz eine Gründung der Grafen Reginbodo ist, dann kommen sie auch
als Gründer einiger anderer Orte zwischen Alb und Pfinz in Betracht, die in den-
selben siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang gehören und sich im wesentlichen
mit dem großen Sprengel der Pfarrei Grünwettersbach decken. Grünwettersbach
war auch die Mutterkirche von Stupferich.
Stupferich ist, wie die älteste Form des Ortsnamens — Stutpferich —
anzeigt, eine zunächst der Pferdehaltung und Pferdezucht dienende Anlage ge-
wesen14. Es war also ein Platz, der eine besonders wichtige und wertvolle Funktion
für die Grafen von Malsch besaß. Auch aus diesem Grunde möchte man nicht an-
nehmen, daß der Ort eine isolierte Besitzung der Grafen von Malsch gewesen sei,
sondern daß er vielmehr geschützt inmitten eines Kranzes von weiteren Gütern
derselben Familie lag.
Stupferich ist das einzige Eigengut, das wir im Besitz der Grafen von Malsch
sicher nachweisen können. Nun will dies nicht viel besagen, da der Hauptbesitz
urkundlich nicht faßbar wird und infolge des frühen Erlöschens des Geschlechts
auch keine Rückschlüsse aus späterer Zeit möglich sind. Durch andere Überlegungen
lassen sich jedoch noch weitere Anhaltspunkte über die Besitzgrundlage der Grafen
von Malsch zumindest im Ufgau gewinnen. Die Dorfherrschaft über Malsch und
die Burg Waidenfels — die ehemalige Burg der Ufgaugrafen — erscheint 1318 als
Lehen des Klosters Weißenburg in der Hand der Markgrafen von Baden15. Leider
wird der weißenburgische Besitz in Malsch im Güterbuch des Abtes Edelin nicht
beschrieben, aber die Tatsache, daß das ganze Dorf von Weißenburg zu Lehen ging,
weist darauf hin, daß das Kloster umfangreichen Besitz auf Malscher Gemarkung
besaß, ja daß es ganz überwiegender Grundherr am Orte gewesen sein muß. Noch
1065 erwarb Abt Samuel von Weißenburg aus privaten Mitteln für Kerzen in der
Klosterkirche eine Hufe in Malsch, eine in Waldprechtsweier und vier Hufen in
Bickesheim16. Daraus darf geschlossen werden, daß damals noch weiterer Kloster-
besitz in Malsch und den umliegenden Orten vorhanden war. Auch die Existenz
einer Peterskapelle in Malsch weist in diesem Zusammenhang auf umfangreichen
Besitz Weißenburgs hin17. Wenn Graf Reginbodo von Malsch sich also nach einem
Klosterort benennt, so kann er nur ein Lehensträger Weißenburgs gewesen sein.
13 A. Seiler, Studien zu den Anfängen der Pfarrei- und Landdekanatsorganisation in
den rechtsrheinischen Archidiakonaten des Bistums Speyer (= Veröffentlichungen der
Kommission für geschichtl. Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 10.
Bd., 1959) S. 61 Anm. 66.
14 Vgl. H. M. Decker-Hauff, Geschichte der Stadt Stuttgart Bd. 1 (1966) S. 59 ff. über
die Bedeutung des Ortsnamens Stutgarten—Stuttgart.
15 ZGO 5 (1854) S. 461.
16 C. Zeuß, Traditiones Possessionesque Wizenburgenses (1842) S. 303, 314.
17 A. Seiler (Anm. 13) S. 61 Anm. 66.
 
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