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Schäfer, Alfons [Editor]
[Forschungen zur oberrheinischen Geschichte im Mittelalter] — Oberrheinische Studien, Band 1: Karlsruhe: G. Braun, 1970

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Kaller, Gerhard: Die Gründung des Zisterzienserklosters Otterberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.52719#0285

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Die Gründung des Zisterzienserklosters Otterberg
von
Gerhard Kaller
„Wer Otterberg nicht gesehen hat, kennt den Zisterziensergeist nicht ganz“1,
sagt Georg Dehio in seiner Geschichte der deutschen Kunst, und dieses hohe Lob
aus berufenem Munde brachte es mit sich, daß Otterberg zunächst seiner Abtei-
kirche wegen bekannt und von der Kunstgeschichte her erforscht wurde. Zwei
Arbeiten von Edmund Hausen aus den Jahren 1926 und 19362 sowie der Kunst-
denkmälerband3 behandeln die Kirche ausführlich und stellen kaum anzufechtende
Standardwerke dar. In dem Kunstdenkmälerband sind der Otterberger Kirche fast
60 Seiten gewidmet, es ist dies der mit Abstand längste Artikel des ganzen Bandes,
die Hauptkirche in Kaiserslautern, die Stiftskirche, muß sich mit etwa der Hälfte
an Text begnügen. Die Klosterkirche, der größte Sakralbau der Pfalz nach dem
Speyerer Dom mit einer sehr eindrucksvollen Rosette an der Westfassade sowie
einer der ältesten Sonnenuhren Deutschlands4, und der von den Klostergebäuden
allein erhaltene Kapitelsaal erheischen die Aufmerksamkeit und Bewunderung
der Besucher und stehen auch im Vordergrund der heute von der Stadt heraus-
gegebenen Werbebroschüren. Im Stadtbild ist und bleibt die Klosterkirche das be-
herrschende Gebäude.
Vom Kloster, das 1561 aufgehoben wurde und in das 1579 wallonische An-
siedler einzogen, war bereits um 1600 nicht mehr erhalten als heute. Merians
Kupferstich5, der vermutlich das Stadtbild der Jahre 1600—1620 wiedergibt, zeigt
bereits die Fachwerkhäuser der neuen Ansiedler und den Zustand nach einer mit
1 G. Dehio, Geschichte der deutschen Kunst, 1. Bd. (1919) S. 258.
2 E. Hausen, Die Cistercienser-Abtei Otterberg, Kaiserlautern 1926; E. Hausen, Otter-
berg und die kirchliche Baukunst der Hohenstaufenzeit in der Pfalz, Veröffentlichungen
der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, 26. Bd. (1936).
3 Die Kunstdenkmäler von Bayern, Pfalz 9. Bd., Stadt- und Landkreis Kaiserlautern,
bearb. von A. Eckardt und T. Gebhard, (1942).
4 E. v. Bassermann-Jordan, Eine Sonnenuhr des hohen Mittelalters an der Klosterkirche
zu Otterberg, in: Pfälzisches Museum 1928, S. 306 f.
5 Mathäus Merian, Topographia Palatinatus Rheni, Frankfurt 1645. Der Kupferstich
erschien zwar erst 1645, gibt aber den Zustand vor den Zerstörungen im Dreißigjährigen
Krieg wieder, wie ein Vergleich mit einer Stadtansicht im Historischen Museum der Pfalz
in Speyer und der Entstehungsgeschichte des Merianstiches von Kaiserslautern zeigt. Vgl.
W. Medding, Kaiserslautern zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges und der Kupferstich
von Mathäus Merian von 1645, in: Jb. zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaisers-
lautern, 3. Bd., 1965, S. 81 ff. Der Maler des Gemäldes ist strittig; der Kunstdenkmäler-
band nennt Anton Mirou und die Zeitangabe „gegen 1620“, neuerdings schreibt man das
Bild wiederum Philipp Helderhoff zu, dessen Ansichten jedoch schon vor 1613 entstanden.
Vgl. Medding S. 87 f.
 
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