Staufische Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung
211
Um MühJburg-Knielingen befand sich demnach ein beachtlicher Staufer- und
Reichsgutkomplex. Zwei staufische Ministerialenfamilien, der Vogt von Berg-
hausen im Pfinztal und der Marschall Werner von Knielingen, lassen sich in
ihren auf die Reichsburg Mühlburg bezüglichen Funktionen erkennen. Wenn es
auf der Mühlburg einen Marschall gab, dann waren logischerweise auch die übri-
gen Hofämter, das des Truchsessen, des Schenken und des Kämmerers mit stau-
fischen Ministerialen aus der Nachbarschaft besetzt. Wir können diese aber nicht
urkundlich greifen: vielleicht gehörte der Ritter Stauf dazu, dem der Markgraf
vor 1239 Güter in Spöck abkaufte121, vielleicht auch die Stafforter, vielleicht
auch linksrheinische Stauferministerialen wie die Herren von Berg122. Doch haben
wir für deren Ermittlung, um es noch einmal zu betonen, keine urkundlichen
Zeugnisse.
Zwischen 1217 und 1231 erscheint ein Dienstmann Sifrid von Rüppurr als
Zeuge in einer von Markgraf Hermann V. von Baden ausgestellten Urkunde123.
Rüppurr ist ein Ausbauort auf der Ettlinger Gemarkung, der zwischen den Stau-
ferstädten Durlach und Ettlingen lag. Die Markgrafen von. Baden hatten hier
vor 1219, vor der Erwerbung von Durlach und Ettlingen, weder Besitz noch
einen Ministerialen sitzen. Die Wahrscheinlichkeit spricht sehr stark dafür, daß
Sifrid von Rüppurr zunächst staufischer Ministerialer war und nach dem Erwerb
von Ettlingen und Durlach sich den Markgrafen angeschlossen hat. Er wäre
somit der erste staufische Dienstmann, der sich im Gefolge der Markgrafen nach-
weisen läßt.
Der beherrschende Kristallisationspunkt im Pfinzgau
war der heutige Turmberg über Durlach. Hier ist die Gründung der Stadt Durlach
das bedeutendste Werk der Staufer. Sie ist aber erst unter Heinrich VI., wahr-
scheinlich gleichzeitig mit Ettlingen in den Jahren 1191/92, erfolgt. Doch schon
unter Friedrich Barbarossa lassen sich Spuren staufischen Einflusses im Pfinzgau
nachweisen. Im Jahre 1215 übernahm Kaiser Friedrich II. in Hagenau die Schutz-
vogtei über eine Reihe der entlegenen Besitzungen des Klosters Hirsau124. Von die-
sen werden namentlich erwähnt Essingen bei Aalen in der Nähe der Burg Hohen-
staufen, Röttingen a. d. Tauber nördlich von Rothenburg, der umfangreiche hir-
sauische Besitz in Heilbronn, das Priorat Mönchsrot bei Dinkelsbühl, Scherweiler
bei Colmar im Elsaß und Weingarten im Pfinzgau. In der Urkunde
Friedrichs II. von 1215 wird aber ausdrücklich bemerkt, daß schon sein Vater und
sein Großvater die Vogtei über diese hirsauischen Besitzungen ausgeübt hätten,
so daß wir annehmen dürfen, daß schon unter Friedrich Barbarossa Weingarten in
staufischer Verwaltung stand. Durchweg handelt es sich um Klosterbesitzungen, die
in unmittelbarem staufischen Einflußbereich sich befanden. Auch unser Weingarten
dürfte dabei keine Ausnahme gebildet haben. Wahrscheinlich war um diese Zeit
121 F. X. Remling, UB z. Gesch. der Bischöfe zu Speyer, I (1852), 218.
122 Die Herren von Staffort erscheinen bei ihrem ersten Auftreten 1157 in staufischen
Diensten, später (Anfang 13. Jh.) auch als Ministeriale des Hochstifts Speyer (WUB II,
110 und Gudenus, Sylloge I, Frankfurt 1728, 192). Es dürfte hier eine Doppelministeriali-
tät vorliegen, wie dies auch sonst im Bereich des Speyerer Hochstifts zu beobachten ist
(K. Bosl II, 407). Über die Dienstmannen von Berg (Kr. Germersheim) vgl. K. Bosl I,
221 f.
123 RMB Nr. 203.
124 WUB III, 27.
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Um MühJburg-Knielingen befand sich demnach ein beachtlicher Staufer- und
Reichsgutkomplex. Zwei staufische Ministerialenfamilien, der Vogt von Berg-
hausen im Pfinztal und der Marschall Werner von Knielingen, lassen sich in
ihren auf die Reichsburg Mühlburg bezüglichen Funktionen erkennen. Wenn es
auf der Mühlburg einen Marschall gab, dann waren logischerweise auch die übri-
gen Hofämter, das des Truchsessen, des Schenken und des Kämmerers mit stau-
fischen Ministerialen aus der Nachbarschaft besetzt. Wir können diese aber nicht
urkundlich greifen: vielleicht gehörte der Ritter Stauf dazu, dem der Markgraf
vor 1239 Güter in Spöck abkaufte121, vielleicht auch die Stafforter, vielleicht
auch linksrheinische Stauferministerialen wie die Herren von Berg122. Doch haben
wir für deren Ermittlung, um es noch einmal zu betonen, keine urkundlichen
Zeugnisse.
Zwischen 1217 und 1231 erscheint ein Dienstmann Sifrid von Rüppurr als
Zeuge in einer von Markgraf Hermann V. von Baden ausgestellten Urkunde123.
Rüppurr ist ein Ausbauort auf der Ettlinger Gemarkung, der zwischen den Stau-
ferstädten Durlach und Ettlingen lag. Die Markgrafen von. Baden hatten hier
vor 1219, vor der Erwerbung von Durlach und Ettlingen, weder Besitz noch
einen Ministerialen sitzen. Die Wahrscheinlichkeit spricht sehr stark dafür, daß
Sifrid von Rüppurr zunächst staufischer Ministerialer war und nach dem Erwerb
von Ettlingen und Durlach sich den Markgrafen angeschlossen hat. Er wäre
somit der erste staufische Dienstmann, der sich im Gefolge der Markgrafen nach-
weisen läßt.
Der beherrschende Kristallisationspunkt im Pfinzgau
war der heutige Turmberg über Durlach. Hier ist die Gründung der Stadt Durlach
das bedeutendste Werk der Staufer. Sie ist aber erst unter Heinrich VI., wahr-
scheinlich gleichzeitig mit Ettlingen in den Jahren 1191/92, erfolgt. Doch schon
unter Friedrich Barbarossa lassen sich Spuren staufischen Einflusses im Pfinzgau
nachweisen. Im Jahre 1215 übernahm Kaiser Friedrich II. in Hagenau die Schutz-
vogtei über eine Reihe der entlegenen Besitzungen des Klosters Hirsau124. Von die-
sen werden namentlich erwähnt Essingen bei Aalen in der Nähe der Burg Hohen-
staufen, Röttingen a. d. Tauber nördlich von Rothenburg, der umfangreiche hir-
sauische Besitz in Heilbronn, das Priorat Mönchsrot bei Dinkelsbühl, Scherweiler
bei Colmar im Elsaß und Weingarten im Pfinzgau. In der Urkunde
Friedrichs II. von 1215 wird aber ausdrücklich bemerkt, daß schon sein Vater und
sein Großvater die Vogtei über diese hirsauischen Besitzungen ausgeübt hätten,
so daß wir annehmen dürfen, daß schon unter Friedrich Barbarossa Weingarten in
staufischer Verwaltung stand. Durchweg handelt es sich um Klosterbesitzungen, die
in unmittelbarem staufischen Einflußbereich sich befanden. Auch unser Weingarten
dürfte dabei keine Ausnahme gebildet haben. Wahrscheinlich war um diese Zeit
121 F. X. Remling, UB z. Gesch. der Bischöfe zu Speyer, I (1852), 218.
122 Die Herren von Staffort erscheinen bei ihrem ersten Auftreten 1157 in staufischen
Diensten, später (Anfang 13. Jh.) auch als Ministeriale des Hochstifts Speyer (WUB II,
110 und Gudenus, Sylloge I, Frankfurt 1728, 192). Es dürfte hier eine Doppelministeriali-
tät vorliegen, wie dies auch sonst im Bereich des Speyerer Hochstifts zu beobachten ist
(K. Bosl II, 407). Über die Dienstmannen von Berg (Kr. Germersheim) vgl. K. Bosl I,
221 f.
123 RMB Nr. 203.
124 WUB III, 27.