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Schäfer
mann II. von Baden vererbt haben, da zwei völlig fremde Zwischenbesitzer da-
zwischen geschaltet sind. Entscheidender ist jedoch, daß die Grafschaft im Ufgau
für die Herrschaftsbildung der Markgrafen überhaupt keine Rolle gespielt hat
und spielen konnte, da sich diese, wie an anderer Stelle bereits dargelegt wurde,
nur ganz kurze Zeit in ihrem Besitz befand172. Denn schon 1115 ist Reginbodo
von Malsch, ein Angehöriger des Geschlechts, dem die Grafschaft 1086 entzogen
wurde, wieder Graf im Ufgau. Dies legt die Annahme nahe, daß Markgraf
Hermann, als er zwischen 1102 und 1115 die Grafschaft an einen Angehörigen
der alten „Grafenfamilie“ wieder abtrat, eine Entschädigung erhielt. Selbstver-
ständlich trat Markgraf Hermann II. die Grafschaft nicht eigenmächtig an Regin-
bodo von Malsch ab, es handelt sich vielmehr um eine Restitution, an der der
Kaiser beteiligt war.
Für mehr als ein Jahrhundert scheiden der Uf- und der Pfinzgau von da an
als Feld der markgräflichen Besitzpolitik völlig aus; andere Landschaften, der
Breisgau und vor allem das mittlere Neckargebiet, stehen im Vordergrund173.
Wo der Schwerpunkt der markgräflichen Herrschaft bis in den Anfang des 13.
Jahrhunderts lag, zeigt am deutlichsten vielleicht die Tatsache an, daß Markgraf
Herrmann II. um 1116 in Backnang ein Augustinerchorherrenstift gründete
und dieses für mehrere Generationen zur Grablege seines Geschlechtes machte174.
Dies änderte sich grundlegend, als im Jahr 1219 Markgraf Hermann V. von
Kaiser Friedrich II. die Reichs- und Stauferstädte Lauffen, Eppingen und Sins-
heim als Pfandschaften, Ettlingen als Lehen und Durlach als Eigentum gegen die
braunschweigische Mitgift seiner Gemahlin, der rheinischen Pfalzgrafentochter
Irmingard, eintauschte175. Ettlingen, die damals einzige Stadt im Ufgau und Dur-
lach, die einzige Stadt im Pfinzgau, erhielten die Markgrafen somit zu besserem
Recht als die drei übrigen Städte. Diese sind den Markgrafen dann auch sämt-
lich wieder verloren gegangen, während Uf- und Pfinzgau mit den Mittelpunkten
Ettlingen und Durlach sich von 1219 an zu einem bevorzugten Gebiet mark-
gräflicher Territorialpolitik entwickelten.
Durlach und Ettlingen waren wie alle Stauferstädte nicht Inseln inmitten einer
fremden Umgebung, sondern sie waren die Zentren eines mehr oder weniger
großen Verwaltungsbezirkes176. Wir können im einzelnen aber nicht angeben,
172 Hierzu und zum Folgenden siehe oben S. 183 ff.
173 Vgl. die Besitznachweisungen und Karten für das 11.—13. Jahrhundert bei E. Trit-
scheller, Die Markgrafen von Baden (Anm. 166), S. 43 ff. In der gesamten Literatur gilt
seit 1102 der Ufgau als das „Hauptoperationsfeld“ (G. Haselier, Die Markgrafen von
Baden und ihre Städte, in: ZGO 107, 1959, S. 265) der markgräflichen Territorialpolitik,
da bisher überall die Tatsache übersehen wurde, daß die Grafschaft im Ufgau sich nur für
ganz kurze Zeit im Besitz der Markgrafen befand. Wie stark der Nachdruck der mark-
gräflichen Territorialpolitik am mittleren Neckar lag, ergibt sich daraus, daß neuerdings
auch Stuttgart und Marbach am Neckar als markgräflich badische Stadtgründungen gelten,
vgl. H. Decker-Hauff, Geschichte der Stadt Stuttgart (1966) S. 129 ff. und G. Wein, Die
mittelalterlichen Burgen im Gebiet der Stadt Stuttgart Bd. 1 (= Veröffentl. des Archivs
der Stadt Stuttgart Bd. 20, 1967) S. 6 ff. Zur Marbach vgl. H. Decker-Hauff, Stuttgart
als markgräflich badische Stadtgründung (Protokolle der Arbeitsgemeinschaft für geschicht-
liche Landeskunde am Oberrhein, Nr. 80, Karlsruhe 1966, S. 5, 17).
174WUB I, 343. — K. O. Müller, Neue Quellen zur mittelalterlichen Geschichte Back-
nangs, in: ZWLG 7 (1943), S. 181 ff.
175 RMB Nr. 227.
176 Vgl. oben S. 208, 215 f.
Schäfer
mann II. von Baden vererbt haben, da zwei völlig fremde Zwischenbesitzer da-
zwischen geschaltet sind. Entscheidender ist jedoch, daß die Grafschaft im Ufgau
für die Herrschaftsbildung der Markgrafen überhaupt keine Rolle gespielt hat
und spielen konnte, da sich diese, wie an anderer Stelle bereits dargelegt wurde,
nur ganz kurze Zeit in ihrem Besitz befand172. Denn schon 1115 ist Reginbodo
von Malsch, ein Angehöriger des Geschlechts, dem die Grafschaft 1086 entzogen
wurde, wieder Graf im Ufgau. Dies legt die Annahme nahe, daß Markgraf
Hermann, als er zwischen 1102 und 1115 die Grafschaft an einen Angehörigen
der alten „Grafenfamilie“ wieder abtrat, eine Entschädigung erhielt. Selbstver-
ständlich trat Markgraf Hermann II. die Grafschaft nicht eigenmächtig an Regin-
bodo von Malsch ab, es handelt sich vielmehr um eine Restitution, an der der
Kaiser beteiligt war.
Für mehr als ein Jahrhundert scheiden der Uf- und der Pfinzgau von da an
als Feld der markgräflichen Besitzpolitik völlig aus; andere Landschaften, der
Breisgau und vor allem das mittlere Neckargebiet, stehen im Vordergrund173.
Wo der Schwerpunkt der markgräflichen Herrschaft bis in den Anfang des 13.
Jahrhunderts lag, zeigt am deutlichsten vielleicht die Tatsache an, daß Markgraf
Herrmann II. um 1116 in Backnang ein Augustinerchorherrenstift gründete
und dieses für mehrere Generationen zur Grablege seines Geschlechtes machte174.
Dies änderte sich grundlegend, als im Jahr 1219 Markgraf Hermann V. von
Kaiser Friedrich II. die Reichs- und Stauferstädte Lauffen, Eppingen und Sins-
heim als Pfandschaften, Ettlingen als Lehen und Durlach als Eigentum gegen die
braunschweigische Mitgift seiner Gemahlin, der rheinischen Pfalzgrafentochter
Irmingard, eintauschte175. Ettlingen, die damals einzige Stadt im Ufgau und Dur-
lach, die einzige Stadt im Pfinzgau, erhielten die Markgrafen somit zu besserem
Recht als die drei übrigen Städte. Diese sind den Markgrafen dann auch sämt-
lich wieder verloren gegangen, während Uf- und Pfinzgau mit den Mittelpunkten
Ettlingen und Durlach sich von 1219 an zu einem bevorzugten Gebiet mark-
gräflicher Territorialpolitik entwickelten.
Durlach und Ettlingen waren wie alle Stauferstädte nicht Inseln inmitten einer
fremden Umgebung, sondern sie waren die Zentren eines mehr oder weniger
großen Verwaltungsbezirkes176. Wir können im einzelnen aber nicht angeben,
172 Hierzu und zum Folgenden siehe oben S. 183 ff.
173 Vgl. die Besitznachweisungen und Karten für das 11.—13. Jahrhundert bei E. Trit-
scheller, Die Markgrafen von Baden (Anm. 166), S. 43 ff. In der gesamten Literatur gilt
seit 1102 der Ufgau als das „Hauptoperationsfeld“ (G. Haselier, Die Markgrafen von
Baden und ihre Städte, in: ZGO 107, 1959, S. 265) der markgräflichen Territorialpolitik,
da bisher überall die Tatsache übersehen wurde, daß die Grafschaft im Ufgau sich nur für
ganz kurze Zeit im Besitz der Markgrafen befand. Wie stark der Nachdruck der mark-
gräflichen Territorialpolitik am mittleren Neckar lag, ergibt sich daraus, daß neuerdings
auch Stuttgart und Marbach am Neckar als markgräflich badische Stadtgründungen gelten,
vgl. H. Decker-Hauff, Geschichte der Stadt Stuttgart (1966) S. 129 ff. und G. Wein, Die
mittelalterlichen Burgen im Gebiet der Stadt Stuttgart Bd. 1 (= Veröffentl. des Archivs
der Stadt Stuttgart Bd. 20, 1967) S. 6 ff. Zur Marbach vgl. H. Decker-Hauff, Stuttgart
als markgräflich badische Stadtgründung (Protokolle der Arbeitsgemeinschaft für geschicht-
liche Landeskunde am Oberrhein, Nr. 80, Karlsruhe 1966, S. 5, 17).
174WUB I, 343. — K. O. Müller, Neue Quellen zur mittelalterlichen Geschichte Back-
nangs, in: ZWLG 7 (1943), S. 181 ff.
175 RMB Nr. 227.
176 Vgl. oben S. 208, 215 f.