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Schäfer, Alfons [Editor]
[Forschungen zur oberrheinischen Geschichte im Mittelalter] — Oberrheinische Studien, Band 1: Karlsruhe: G. Braun, 1970

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Doll, Ludwig Anton: Vögte und Vogtei im Hochstift Speyer im Hochmittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.52719#0268

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258

Doll

1080 ohne Nachkommen erschlagen worden82. Auch die Grafen von Formbach aus
Bayern scheiden aus, da sie 1158 ohne Nachkommen ausgestorben sind83. Von Be-
ziehungen irgendwelcher Art zu einem dieser Geschlechter ist bei den Speyerer
Vögten nicht die geringste Spur festzustellen. Wenn der Zufall oder ein besonders
plausibler Deutungsversuch, ähnlich wie der Klebeis für die Straßburger Groß-
vögte84, nicht weiterhilft, so wird man wohl resignieren und das Geschlecht, so wie
es aus den Quellen entgegentritt, für sich stehen lassen müssen.
Eine frühe Deutung allerdings, die zunächst mit den Speyerer Vögten nichts zu
tun haben scheint, eine sehr alte Deutung der Herkunft des Speyerer Bischofs
Heinrich, seines Bruders Eggehart und beider Mutter Bertha, die wir ihres Besitzes
in Oberacker wegen zu der Speyerer Vogtfamilie gerechnet hatten, müssen wir
kurz streifen. Schon Eysengrein und Simonis, Geschichtsschreiber der Speyerer
Bischöfe des 16. Jahrhunderts, lassen Bischof Heinrich einem Grafengeschlecht v.
Scharfenberg entstammen85. Auch Remling hat diese Deutung übernommen, aber
die gräfliche Qualität der Familie bestritten, da die Scharfenberger stets Ministeria-
len gewesen seien86. Weist man aber Bischof Heinrich und seine Angehörigen der
Familie der Speyerer Vogtgrafen und zugleich einer Grafenfamilie von Scharfen-
berg zu, so müßten die Speyerer Vögte Scharfenberger gewesen sein. Der miles
Eggehart aus der Anfangszeit Heinrichs IV. wird wohl mit Sicherheit keinen Rück-
schluß auf den Stand des Geschlechtes zulassen; miles regis bedeutet für die Zeit
sicher noch nicht ministerialis regis. Nun ist es allerdings frappierend, daß die
Nachfolger der Ekberte im Vogt- und Stadtgrafenamt von Speyer wie in der Un-
tervogtei über Weißenburg Scharfenberger waren87. Aber ich glaube, die Über-
lieferung des 16. Jahrhunderts über die Herkunft Bischof Heinrichs beruht auf der
Vermengung zweier Dinge, die nichts miteinander zu tun haben: Wohl waren die
Scharfenberger die, wenn auch nicht unmittelbaren Amtsnachfolger der Ekberte
hier wie dort, aber diese Nachfolgeschaft beruhte, wie noch zu zeigen ist, auf ihrem
Verhältnis zum Kaiser und zum Bischof, d. h. auf ihrer Zugehörigkeit zu deren
Dienstmannschaft. Im 16. Jahrhundert mag noch die Erinnerung an diese Amts-
folge in vager Form lebendig gewesen sein, nicht mehr jedoch eine genaue Kenntnis
von den Vorgängern im Amt, den Ekberten, von denen man nur noch wußte, daß
Bischof Heinrich zu dieser Familie gehört hatte, den man zum Sproß einer Grafen-
familie v. Scharfenberg machte, mit der man die Familie der Speyerer Edelvögte
meinte. Neben der Verschiedenheit des Standes ist es vor allem die völlige Ver-
schiedenheit des Namensgutes, die es ausgeschlossen erscheinen läßt, daß beide Fa-
milien blutsmäßig irgendwie Zusammenhängen. Bei den Scharfenbergern begegnet
der Ekbert überhaupt nicht, während er bei der Vogtfamilie der Leitname ge-
wesen war.
82 Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit III, 1 S. 613.
83 Handbuch der Histor. Stätten Deutschlands VII (1961) S. 473; K. Trotter, Die
Grafen von Lambach und Formbach, in: Genealog. Handbuch zur bairisch-österreichi-
schen Geschichte, 1. Lieferung (1931).
84 Werte, Trifels (s. Anm. 4) S. 123.
85 G. Eysengrein, Chronologicarum rerum . . . urbis Spirae libri XVI, Dillingen [1564]
sub anno 1067; Simonis, Historische Beschreibung aller Bischoffen zu Speyer, Freiburg
1608, S. 48.
86 Remling, Geschichte der Bischöfe zu Speyer I S. 296.
87 s. Anm. 14.
 
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