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Schäfer, Alfons [Editor]
[Forschungen zur oberrheinischen Geschichte im Mittelalter] — Oberrheinische Studien, Band 1: Karlsruhe: G. Braun, 1970

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Kaller, Gerhard: Die Gründung des Zisterzienserklosters Otterberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.52719#0300

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Kaller

von Eberbach ab, sondern von Weilerbettnach (Lothringen), das nahe der Pfälzer
Grenze in Lothringen liegende Stürzeibronn sogar von Mazieres in Burgund.
Die Besitzverhältnisse um Otterberg in der Zeit vor der Gründung des Klosters
sind aus Mangel an Quellen sehr schwer zu rekonstruieren. Die Quellenbelege für
die Nachbarorte Otterbergs reichen in keinem Fall über das Jahr 1143 zurück89.
Folgt man Lange90, der hier weitgehend auf den Argumenten Kimpens91 aufbaut,
so können über Richenza, die Gemahlin Ottos von Northeim, Besitzkomplexe in
Süddeutschland aus dem ezzonisch-liudolfingischen Erbe dieser Tochter Herzog
Ottos von Schwaben an die Grafen von Boyneburg gekommen sein. Aber auch
zwei Generationen später ergibt sich nochmals eine Verbindung zum rheinischen
Raum. Johanna Heß-Gotthold hat darauf aufmerksam gemacht, daß Pfalzgraf
Heinrich von Laach, da seine Ehe mit Adelheid von Orlamünde kinderlos blieb,
den Stiefsohn Siegfried aus der ersten Ehe seiner Gemahlin mit Adalbert von Bal-
lenstedt adoptierte und zum Erben einsetzte92. Von dessen drei Kindern überlebte
ihn nur die Tochter. Es ist daher immerhin möglich, daß nicht diese das gesamte
Erbgut erhielt und es damit an die niederösterreichische Familie der Grafen von
Peilstein gelangte, sondern daß ein Teil an die Familie der Northeimer, zu der ja
auch die Grafen von Boyneburg gehörten, zurückfiel.
Eine weitere, sehr interessante und bisher noch wenig beachtete Verbindung
zwischen Nord und Süd bestand über die Grafen von Arnstein. Graf Ludwig von
Arnstein gründete 1145 das Prämonstratenserinnenkloster Marienthal am Donners-
berg. Von hier aus wurde das gleichfalls von Graf Ludwig und Flunfried von
Falkenstein 1148 gestiftete Kloster Enkenbach mit Nonnen besiedelt. Graf Ludwig
hatte zusammen mit seiner Frau Guda bereits 1139 auf seiner Burg in der Nähe
von Koblenz ein Prämonstratenserinnenkloster gegründet93. Da es sich auch in der
Pfalz in beiden Fällen um Frauenklöster handelte, dürfen wir wohl auch hier
vermuten, daß Guda beteiligt war, vielleicht sogar den Anstoß gab; diese Guda
von Arnstein aber war die letzte des Geschlechts von Boyneburg, die Tochter
Siegfrieds IV.94. Wir sehen hier also eine merkwürdige Parallelität; das gleiche,
scheinbar so ferne Geschlecht von Boyneburg griff über Guda von Arnstein etwa
zur gleichen Zeit in die Gründung von zwei weiteren pfälzischen Klöstern ein. In
Enkenbach erfolgte die Gründung von zwei Adligen gleichzeitig, deren einzelner
Anteil noch unzureichend untersucht ist. Remling95 gibt lediglich an, daß Graf
89 Der bei E. Christmann, Die Siedlungsnamen der Pfalz, Teil 1, (1952), für Otterbach
angegebene Nachweis für 878 ist meiner Ansicht nach auf Ober/Niederotterbach, Kr. Berg-
zabern, zu beziehen, wo er sich ohne Schwierigkeit in die anderen bei Christmann ge-
gebenen Belege von 760 und 967 einordnen läßt. Auch Heß-Gotthold, Hausmacht und
Politik Friedrich Barbarossas, S. 63, Anm. 108, bezweifelt aus der Lage im Neusiedehand,
daß Otterbach schon im 11. Jahrhundert ein Dorf gewesen sein kann. Da der. strittige
Beleg aus Förstemann Altdeutsches Namenbuch, 2. Band, 2. Aufl. 1913, stammt, ist durch
die in Arbeit befindliche Neuherausgabe dieses Werkes vielleicht eine weitere Klärung
zu erwarten.
00 Lange (Anm. 37) S. 45 ff.
91 Kimpen (Anm. 43) S. 29 ff.
92 Heß-Gotthold (Anm. 12) S. 24.
93 Vita Lodewici comitis de Arnstein. In: Fontes Rerum Germanicarum III, hg. von
J. F. Böhmer (1853), S. 331 f. und 339. Guda wird auch in den Bestätigungsurkunden für
das Kloster aus dem 12. Jh. erwähnt. Vgl. Lange, Dissertation S. 160 Anm. 599.
94 Vita Lodewici S. 328.
95 Remling (Anm. 8) 2. Bd. S. 139.
 
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