Das Kochersberger Land im frühen Mittelalter
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Verkehrswege über das Gebirge geführt. Für eine frühe vormittelalter-
liche Besiedlung und Kulturlandschaftsentwicklung sind als entscheidende
natürliche Voraussetzungen das günstige Klima und die ausgezeichneten Boden-
verhältnisse hervorzuheben. Es ist daher keineswegs verwunderlich, daß gerade
das Kochersberger Land mit seinen hohen, im Grunde ja für das gesamte Ober-
rheinische Tiefland typischen Temperaturverhältnissen und mit durchschnittli-
chen Jahresniederschlägen von 700 — 800 mm im westlichen höheren, 600 —
700 mm im östlichen flacheren Hügelland sowie mit seinen weitverbreiteten und
mächtigen kalkhaltigen, fruchtbaren Lößböden zu den ältest besiedelten Land-
schaften am Oberrhein gehört.
Die Karte der steinzeitlichen Besiedlung im Elsaß-Lothringischen Atlas4 ver-
mittelt einen treffenden Überblick über die verhältnismäßig dichte jungsteinzeit-
liche Besiedlung im gesamten Zaberner Bruchfeld. Freilich gibt diese Karte im
Grunde genommen ein falsches Bild, weil die in sie eingetragenen neolithischen
Siedlungen ja keineswegs zur gleichen Zeit bestanden haben. Das Neolithikum, das
durch die Einwanderung seßhafter bäuerlicher Siedler, der Bandkeramiker, am
Anfang der oberrheinischen und südwestdeutschen Kulturlandschaftsentwicklung
steht, dauerte über 2000 Jahre, und die Siedlungen waren aufgrund der neolithi-
schen bäuerlichen Wirtschaftsweise in der Art eines einfachen Anbauflächenwech-
selsystems mit einer äußerst extensiven Feldgraswirtschaft wohl auch nur tem-
porär bewohnt5. Eines zeigt diese Karte im Elsaß-Lothringischen Atlas4 aber doch
ganz deutlich: die Tatsache nämlich, daß sich das bei der bandkeramischen Land-
nahme besiedelte Gebiet im Bereich des Kochersberger Landes sowie des nörd-
licheren Zaberner Bruchfeldes auf das fruchtbare Lößhügelland beschränkt, öst-
lich des Hügellandrandes dehnt sich die neolithische Besiedlung nur so weit gegen
den Rhein aus wie eiszeitliche Flugsandablagerungen nach Osten reichen6. Nur
so lassen sich die jungsteinzeitlichen Siedlungsfunde bei Suffelweyersheim, Hön-
heim, Bischheim und Schiltigheim erklären. Die 1909 entdeckte größere Siedlung
sowie etwa drei Jahrzehnte später aufgefundene Gräber bei Suffelweyersheim,
die dem Neolithikum angehören7, ferner zahlreiche, 1917 aufgedeckte Funde der
Jungsteinzeit, darunter ein Gräberfeld, und schon vorher bekannte Wohngruben
bei Hönheim8 müssen als für die neolithische Besiedlung besonders bedeutsame
Bodenzeugnisse hervorgehoben werden. Während der Jungsteinzeit war aber
nicht nur das flachere, östliche Hügelland und dessen Ostrand besiedelt. Die
neolithischen Siedler drangen auch in das höhere westliche Vorbergland ein, wo-
für Funde im Bereich des Mossigtals und westlich davon9 Zeugnis ablegen wie
4 Elsaß-Lothringischer Atlas, Karte Nr. 4 bearb. v. K. B. M. Gutmann.
5 H. Jäger, Zur Geschichte der deutschen Kulturlandschaften, in: Geogr. Zeitschrift.
51. Jg. (1963) H. 2. S. 97.
6 Carte géologique détaillée 1:80 000 Blatt Strasbourg.
7 R. Forrer, in: Anzeiger für elsässische Altertumskunde (= Anzeiger) 3—4 (1909)
S. 45 ff. u. 6 (1910) S. 110 f. sowie H. Ulrich, in: Cahiers d’archéologie et d’histoire
d’Alsace (= Cahiers) 117—120 (1939) S. 9 ff.
8 R. Forrer u. F. Jaenger, in: Anzeiger 33—36 (1918) S. 875 ff.; G. Bersu, in: Anzei-
ger 5 (1910) S. 78 ff.; R. Forrer, in: Anzeiger 20 (1913) S. 408 ff.; F. A. Schäffer, in:
Cahiers 69—72 (1927) S. 38 ff.
B Wie Anm. 4,
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Verkehrswege über das Gebirge geführt. Für eine frühe vormittelalter-
liche Besiedlung und Kulturlandschaftsentwicklung sind als entscheidende
natürliche Voraussetzungen das günstige Klima und die ausgezeichneten Boden-
verhältnisse hervorzuheben. Es ist daher keineswegs verwunderlich, daß gerade
das Kochersberger Land mit seinen hohen, im Grunde ja für das gesamte Ober-
rheinische Tiefland typischen Temperaturverhältnissen und mit durchschnittli-
chen Jahresniederschlägen von 700 — 800 mm im westlichen höheren, 600 —
700 mm im östlichen flacheren Hügelland sowie mit seinen weitverbreiteten und
mächtigen kalkhaltigen, fruchtbaren Lößböden zu den ältest besiedelten Land-
schaften am Oberrhein gehört.
Die Karte der steinzeitlichen Besiedlung im Elsaß-Lothringischen Atlas4 ver-
mittelt einen treffenden Überblick über die verhältnismäßig dichte jungsteinzeit-
liche Besiedlung im gesamten Zaberner Bruchfeld. Freilich gibt diese Karte im
Grunde genommen ein falsches Bild, weil die in sie eingetragenen neolithischen
Siedlungen ja keineswegs zur gleichen Zeit bestanden haben. Das Neolithikum, das
durch die Einwanderung seßhafter bäuerlicher Siedler, der Bandkeramiker, am
Anfang der oberrheinischen und südwestdeutschen Kulturlandschaftsentwicklung
steht, dauerte über 2000 Jahre, und die Siedlungen waren aufgrund der neolithi-
schen bäuerlichen Wirtschaftsweise in der Art eines einfachen Anbauflächenwech-
selsystems mit einer äußerst extensiven Feldgraswirtschaft wohl auch nur tem-
porär bewohnt5. Eines zeigt diese Karte im Elsaß-Lothringischen Atlas4 aber doch
ganz deutlich: die Tatsache nämlich, daß sich das bei der bandkeramischen Land-
nahme besiedelte Gebiet im Bereich des Kochersberger Landes sowie des nörd-
licheren Zaberner Bruchfeldes auf das fruchtbare Lößhügelland beschränkt, öst-
lich des Hügellandrandes dehnt sich die neolithische Besiedlung nur so weit gegen
den Rhein aus wie eiszeitliche Flugsandablagerungen nach Osten reichen6. Nur
so lassen sich die jungsteinzeitlichen Siedlungsfunde bei Suffelweyersheim, Hön-
heim, Bischheim und Schiltigheim erklären. Die 1909 entdeckte größere Siedlung
sowie etwa drei Jahrzehnte später aufgefundene Gräber bei Suffelweyersheim,
die dem Neolithikum angehören7, ferner zahlreiche, 1917 aufgedeckte Funde der
Jungsteinzeit, darunter ein Gräberfeld, und schon vorher bekannte Wohngruben
bei Hönheim8 müssen als für die neolithische Besiedlung besonders bedeutsame
Bodenzeugnisse hervorgehoben werden. Während der Jungsteinzeit war aber
nicht nur das flachere, östliche Hügelland und dessen Ostrand besiedelt. Die
neolithischen Siedler drangen auch in das höhere westliche Vorbergland ein, wo-
für Funde im Bereich des Mossigtals und westlich davon9 Zeugnis ablegen wie
4 Elsaß-Lothringischer Atlas, Karte Nr. 4 bearb. v. K. B. M. Gutmann.
5 H. Jäger, Zur Geschichte der deutschen Kulturlandschaften, in: Geogr. Zeitschrift.
51. Jg. (1963) H. 2. S. 97.
6 Carte géologique détaillée 1:80 000 Blatt Strasbourg.
7 R. Forrer, in: Anzeiger für elsässische Altertumskunde (= Anzeiger) 3—4 (1909)
S. 45 ff. u. 6 (1910) S. 110 f. sowie H. Ulrich, in: Cahiers d’archéologie et d’histoire
d’Alsace (= Cahiers) 117—120 (1939) S. 9 ff.
8 R. Forrer u. F. Jaenger, in: Anzeiger 33—36 (1918) S. 875 ff.; G. Bersu, in: Anzei-
ger 5 (1910) S. 78 ff.; R. Forrer, in: Anzeiger 20 (1913) S. 408 ff.; F. A. Schäffer, in:
Cahiers 69—72 (1927) S. 38 ff.
B Wie Anm. 4,