Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schäfer, Alfons [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Contr.]; Haselier, Günther [Honoree]
Festschrift für Günther Haselier aus Anlaß seines 60. Geburtstages am 19. April 1974 — Oberrheinische Studien, Band 3: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1975

DOI article:
Stenzel, Rüdiger: Abgegangene Siedlungen zwischen Rhein und Enz, Murg und Angelbach
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52721#0170
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
152

Stenzel

Nicht alle im Umkreis Durlachs aufzufindenden Wüstungen müssen auf die
Stadtgründung zurückzuführen sein. E. Schneider wies auf die FIN Nahenhausen,
Weitenhausen, Unternhausen, Obernhausen auf der später mit der Gemarkung
Durlach, also heute mit Karlsruhe, vereinigten Gemarkung Aue hin. Diese
-hausen-Orte können höchstenfalls Weiler gewesen sein. Aue, selbst älter als
Durlach, fiel der Durlacher Stadtgründung nicht zum Opfer, da es Gottesauer
Besitz war. Und die -hausen müßten dann Ausliegersiedlungen dieses Gottesauer
Dorfes darstellen. Daß das novale ante ipsam cellam (Gottesau) von 1110 nicht
Neureut sein kann, haben wir oben (S. 109) schon bemerkt. P. Waibe\ hat nun
wahrscheinlich gemacht, daß dieses Novale wohl gleichzusetzen sei der in Gern.
Aue (nicht Gern. Beiertheim wie bei Krieger) gelegenen Wüstung Winden.
E. Schneider möchte in den obengenannten -hausen-Namen ebenso wie in den FIN
Winderhof, Winderfeld und Höfäcker Hinweise auf dieses Winden erkennen. Die
etwas diffuse Lage dieser F1N mahnt allerdings zur Vorsicht. In unserem Zusam-
menhang bleibt festzuhalten, daß alle diese verlassenen Kleinsiedlungen nicht in
unmittelbaren Zusammenhang mit dem etwa 1—2 km nordwestlich angelegten Dur-
lach zu bringen sind93.
2. Mutmaßliche Wüstungen um Ettlingen
Archäologisch sind für die Ettlinger Stadtgemarkung zwei abgegangene Sied-
lungen bezeugt: eine größere durch einen von etwa 600 bis nach 700 belegten
Reihengräberfriedhof in der lößbedeckten Terrasse zu Füßen des Wattkopfs (heute
völlig mit Villen überbaut) und eine kleinere im Gelände der Rheinlandkaserne
mit Gräbern ohne Beigaben, vermutlich also etwas jünger. In der größeren Sied-
lung sieht F. Garscha das Ur-Ettlingen der Landnahmezeit, dessen Schwer-
punkt erst unter fränkisch-christlichem Einfluß auf die Insel der Martinskirche ver-
legt wurde. Der Charakter der kleineren Siedlung bleibt im Dunkeln. Ettlinger
Beraine bieten uns den F1N „H e i m e r s h e i m“ in der Zeig gegen Ettlingenweier
reits die Gleichsetzung Mallenhof = ehern. Elterichsdorf. In ders. Zeitschr.: W. Mössinger
(Nr. 10, 1958, S. 51 ff.) ohne weiterführende Gesichtspunkte. 1965 erschienen und wich-
tig: E. Schneider (wie Anm. 39) S. 163. Quellen: 1110: Krieger II 68; 1295: ZGO 6
(1855) S. 323; 1404: GLA 66/1913. Die Belege von 1341 und 1381 sagen über den Zu-
stand von E. nichts aus. 1512: ZGO 6 (1855) S. 324; 1579: GLA 66/2470 zeigt E. als Hof-
gut, teils auf Hohenwettersbacher, teils auf Durlacher Gern.; ebenso: GLA 66/2471, S. 173,
176, 187. — „Belcheym“ wurde, soviel ich sehe, nur von Mone in ZGO 14 (1862) S. 391
und — ihm folgend — Krieger I 142 beachtet. Quellen: 1532: GLA 66/1914, S. 136r;
GLA 66/1919, S. 161v zu 1594 (schreibt 66/1914 ab).
93 -hausen-FlN in Gern. Aue bei E. Schneider (wie Anm. 39) S. 158 f., 164. Siehe TK
7016 im SW von Aue „Weitenhausen“, „Nahenhausen“. — Winden: P. Waibel in Bad.
Neueste Nachrichten Nr. 227 v. 29. 9. 1961. Ihm folgt E. Schneider (wie Anm. 39) S. 164.
Quellengrundlage: GLA 66/2940 und 66/2466 (G. Haselier, Das älteste Zinsverzeichnis
der St. Martinskirche in Ettlingen, in: ZGO 111 (1963) S. 52: Winthen, 14. Jh.).
Über die ursprüngliche Besiedlung in Grötzingen besteht wohl auch noch wenig Klarheit.
Die im Weißenburger Besitzverzeichnis genannten 5 Kapellen deuten mit Sicherheit auf
mehrere Besiedlungskerne hin. (TWiz, Lib. Possessionum Nr. 19). Ob man sich das alles
lediglich um einen Herrenhof gruppiert vorstellen kann, wie A. Krieger (Bad. Heimat 12,
1925, S. 35 f.) will, kann bezweifelt werden. Ein Konzentrationsvorgang, ähnlich dem in
Berghausen, kann vermutet werden.
 
Annotationen