sal aus auf Brettener Gemarkung vorgedrungen seien und einige Bürger auf dem
Feld gefangengenommen und weggeführt hätten. Dagegen sei der Ausschuß des
Amtes Bretten - Dragoner und Musketiere - aufgeboten worden, die den
Bruchsalern einigen Schaden zufügten, worüber noch 1668 verhandelt wurde1’
Auch am Horizont der großen europäischen Politik zogen Gewitterwolken her-
auf, welche die Pfalz erneut in Mitleidenschaft ziehen sollten. Zum Türkenkrieg
1663/64 entsandte zur großen Überraschung im Reich auch Ludwig XIV. von
Frankreich als Mitglied des Rheinbundes 6000 Mann. Diese zogen im Frühjahr
1664 teils von Straßburg über Pforzheim, teils von Philippsburg über Bretten
nach Heilbronn. Der Brettener Amtsschultheiß Johann Erckenbrecht war besorgt,
daß sie möglichst ohne Schaden durch das Amt geleitet wurden13 14 15 16 17. Eine pfälzi-
sche Kompagnie marschierte ebenfalls im Frühjahr 1664 ab, um auf dem un-
garischen Kriegsschauplatz dem Kaiser wider die Türken beizustehen. Das Amt
Bretten mußte dazu einen Wagen ausrüsten, den zur Hälfte die Stadt aufzu-
bringen hatte. Die drei Brettener Gastwirte „Zur Krone“, „Zum Löwen“ und
„Zum Kreuz“ mußten dazu je ein gutes Zugpferd stellen13. Die in der Pfalz be-
güterten auswärtigen Klöster und Kirchen wurden zu einer beträchtlichen „geist-
lichen Türkensteuer“ zur Bestreitung der Kosten für das pfälzische Kontingent
herangezogen. Das Kloster Frauenalb sollte für sein ihm aus dem Brettener Zehn-
ten zufließendes Jahreseinkommen mit einem geschätzten durchschnittlichen Rein-
ertrag von 101 Gulden drei Jahre lang pro Quartal 10 Gulden 6 Kreuzer - zu-
sammen also 121 Gulden 12 Kreuzer - aufbringen. Wie üblich kam es deswe-
gen zu langen Verhandlungen16.
6. Bretten im Holländischen Erbfolgekrieg
Pfalzgraf Karl Ludwig hatte 1671 aus Gründen der Staatsraison seine einzige
Tochter Elisabeth Charlotte, später berühmt geworden als „Liselotte von der
Pfalz“, dem Herzog Philipp I. von Orleans, dem Bruder Ludwigs XIV., zur Frau
gegeben. Er hatte geglaubt, damit zur Sicherung seines Landes einen klugen
Schachzug getan zu haben. Der Irrtum stellte sich nur zu bald heraus.
Im Holländischen Erbfolgekrieg (1672—79), der ein Jahr danach ausbrach, ver-
suchte Ludwig XIV., den Pfalzgrafen unter Hinweis auf die verwandtschaft-
liche Bindung auf seine Seite zu bringen. Als dieser das Ansinnen ablehnte,
drangen die Franzosen 1672 und 1673 von der Festung Philippsburg aus, die
ihnen im Westfälischen Frieden überlassen worden war, unter Mißachtung der
pfälzischen Neutralität an der Bergstraße vor und verwüsteten und plünderten
das Land in einer so brutalen Weise aus, daß Kurfürst Karl Ludwig 1674, em-
pört über diese Ausschreitungen, auf Seiten des Reiches in den Krieg gegen den
Sonnenkönig eintrat17. Aber auch noch nach der blutigen Schlacht bei Sinsheim
am 16. Juni 1674 bedrohte Turenne von Philippsburg aus die Pfalz und den
ganzen Kraichgau bis zum Neckar hin.
13 GLA 77/3867
14 GLA 132/121. — Erkenbrecht war seit dem 23.XI. 1660 Amtsschultheiß (GLA f>7/
941 fol. 881). — Die Brettener hatten um diese Zeit gegen Bezahlung für 80 Gulden
Steinfuhren für die französische Festung Philippsburg geleistet. Die Beziehungen waren
selten so friedlich wie zu dieser Zeit (GLA 77/3867).
15 GLA 197/61.
16 GLA 197/302.
17 L. Häusser, Geschichte der Rheinischen Pfalz II (1845) S. 626.
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Feld gefangengenommen und weggeführt hätten. Dagegen sei der Ausschuß des
Amtes Bretten - Dragoner und Musketiere - aufgeboten worden, die den
Bruchsalern einigen Schaden zufügten, worüber noch 1668 verhandelt wurde1’
Auch am Horizont der großen europäischen Politik zogen Gewitterwolken her-
auf, welche die Pfalz erneut in Mitleidenschaft ziehen sollten. Zum Türkenkrieg
1663/64 entsandte zur großen Überraschung im Reich auch Ludwig XIV. von
Frankreich als Mitglied des Rheinbundes 6000 Mann. Diese zogen im Frühjahr
1664 teils von Straßburg über Pforzheim, teils von Philippsburg über Bretten
nach Heilbronn. Der Brettener Amtsschultheiß Johann Erckenbrecht war besorgt,
daß sie möglichst ohne Schaden durch das Amt geleitet wurden13 14 15 16 17. Eine pfälzi-
sche Kompagnie marschierte ebenfalls im Frühjahr 1664 ab, um auf dem un-
garischen Kriegsschauplatz dem Kaiser wider die Türken beizustehen. Das Amt
Bretten mußte dazu einen Wagen ausrüsten, den zur Hälfte die Stadt aufzu-
bringen hatte. Die drei Brettener Gastwirte „Zur Krone“, „Zum Löwen“ und
„Zum Kreuz“ mußten dazu je ein gutes Zugpferd stellen13. Die in der Pfalz be-
güterten auswärtigen Klöster und Kirchen wurden zu einer beträchtlichen „geist-
lichen Türkensteuer“ zur Bestreitung der Kosten für das pfälzische Kontingent
herangezogen. Das Kloster Frauenalb sollte für sein ihm aus dem Brettener Zehn-
ten zufließendes Jahreseinkommen mit einem geschätzten durchschnittlichen Rein-
ertrag von 101 Gulden drei Jahre lang pro Quartal 10 Gulden 6 Kreuzer - zu-
sammen also 121 Gulden 12 Kreuzer - aufbringen. Wie üblich kam es deswe-
gen zu langen Verhandlungen16.
6. Bretten im Holländischen Erbfolgekrieg
Pfalzgraf Karl Ludwig hatte 1671 aus Gründen der Staatsraison seine einzige
Tochter Elisabeth Charlotte, später berühmt geworden als „Liselotte von der
Pfalz“, dem Herzog Philipp I. von Orleans, dem Bruder Ludwigs XIV., zur Frau
gegeben. Er hatte geglaubt, damit zur Sicherung seines Landes einen klugen
Schachzug getan zu haben. Der Irrtum stellte sich nur zu bald heraus.
Im Holländischen Erbfolgekrieg (1672—79), der ein Jahr danach ausbrach, ver-
suchte Ludwig XIV., den Pfalzgrafen unter Hinweis auf die verwandtschaft-
liche Bindung auf seine Seite zu bringen. Als dieser das Ansinnen ablehnte,
drangen die Franzosen 1672 und 1673 von der Festung Philippsburg aus, die
ihnen im Westfälischen Frieden überlassen worden war, unter Mißachtung der
pfälzischen Neutralität an der Bergstraße vor und verwüsteten und plünderten
das Land in einer so brutalen Weise aus, daß Kurfürst Karl Ludwig 1674, em-
pört über diese Ausschreitungen, auf Seiten des Reiches in den Krieg gegen den
Sonnenkönig eintrat17. Aber auch noch nach der blutigen Schlacht bei Sinsheim
am 16. Juni 1674 bedrohte Turenne von Philippsburg aus die Pfalz und den
ganzen Kraichgau bis zum Neckar hin.
13 GLA 77/3867
14 GLA 132/121. — Erkenbrecht war seit dem 23.XI. 1660 Amtsschultheiß (GLA f>7/
941 fol. 881). — Die Brettener hatten um diese Zeit gegen Bezahlung für 80 Gulden
Steinfuhren für die französische Festung Philippsburg geleistet. Die Beziehungen waren
selten so friedlich wie zu dieser Zeit (GLA 77/3867).
15 GLA 197/61.
16 GLA 197/302.
17 L. Häusser, Geschichte der Rheinischen Pfalz II (1845) S. 626.
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