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Schwarzmaier, Hansmartin [Hrsg.]
Landesgeschichte und Zeitgeschichte: Kriegsende 1945 und demokratischer Neubeginn am Oberrhein — Oberrheinische Studien, Band 5: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1980

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Schöntag, Wilfried: Das erste Jahr des Landesbezirks Baden im Spiegel der Akten der Amerikanischen Militärregierung (1945 bis Mai 1946): eine quellenkundliche Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52723#0231

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Baden im Spiegel der Akten

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Im Jahr 1944 übernahm Dawson in Manchester, England, die Leitung des Trai-
ningsprogramms der Regional Staff Programm Training Division, das die Euro-
pean Civil Affairs Division (ECAD) für die Offiziere veranstaltete, die in
Deutschland arbeiten sollten.
In Manchester arbeiteten an den Plänen für den Aufbau einer zivilen Verwal-
tung in Baden weiterhin Captain Laran L. Lewis und Major J. Ward Starr mit.
Major Dawson wurde dann im September 1944 mit der zukünftigen Leitung der
Landesverwaltung (Regional Land Government) in Baden beauftragt.
Die Planungen für Württemberg lagen in den Händen von Captain Chester B.
Lewis.
Nicht wenige dieser „geistigen Väter“ wie auch der am Trainingsprogramm
beteiligten Offiziere, die die allgemeinen Grundsätze der Besatzungspolitik auf
die regionalen Bedingungen zu übertragen hatten, wirkten 1945 und 1946 am
Wiederaufbau des Landes mit.
In Rochefort, Frankreich, erfolgte am 14.—16. September 1944 die Bildung
von Militärregierungsabteilungen (Military Government Detachment, MG Det.)
für die Länder Baden und Württemberg. Das für Baden vorgesehene Regional
MG Det. E 1 E 2 stand unter der Leitung von Major Dawson, der auch Senior
Detachment Commander der Kompanien E und F des 2. EGA Regiments war,
die Baden verwalten, und der Kompanien C und G des 3. ECA Regiments, die
in Württemberg arbeiten sollten. Lt. Colonel James B. Neumann wurde mit der
Leitung des Det. E 1 C 3 beauftragt. Er war damit designierter Regional MG
Officer für Württemberg. Am 17. September 1944 nahm sein Detachment die
Arbeit auf.
In den folgenden Wochen wurden die Pläne entsprechend dem Fortgang der
Besetzung immer wieder geändert. In diesem Zusammenhang ist der von Cap-
tain Chester B. Lewis am 24. Februar 1945 vorgelegte Plan über eine Orga-
nisation der Militärregierung (Operational Plan Land Wuerttemberg, Germany,
Administration and Local Government) zu nennen, der unmittelbar nach der Be-
setzung nur teilweise und erst ab dem 8. Juli 1945 vollständig durchgeführt wer-
den konnte.
Für den Aufbau einer Zivilverwaltung und Regierung standen für Baden und
Württemberg somit langjährig geschulte Offiziere bereit, die sich anhand von ver-
fügbarem, gedrucktem Material intensiv in die Geschichte, Kultur, Wirtschaft wie
auch politische und verwaltungsmäßige Entwicklung der beiden Länder eingear-
beitet hatten 5. Sie hatten genaue Kenntnisse ihres Einsatzgebiets.
5 P. Sauer, Demokratischer Neubeginn in Not und Elend. Das Land Württemberg-
Baden von 1945 bis 1952 (1978) S. 18 stellt fest, daß die „Offiziere recht mangelhafte
Kenntnisse über Deutschland und die deutschen Verhältnisse besaßen“, und leitet davon
weitreichende Schlüsse und Urteile ab. Die von ihm herangezogene Literatur — Latour/
Vogelsang, Okkupation und Wiederaufbau (1973) S. 62 ff. — bezieht sich jedoch auf Nord-
und Mitteldeutschland, wo die Detachments des 9. Regiments ECA wirklich unvorberei-
tet ihre Tätigkeit aufnehmen mußten. Für Baden und Württemberg trifft dies jedoch
nicht zu. — Von den gebräuchlichsten Handbüchern für die Vorbereitung sei nur ge-
nannt: Germany Basic Handbook, April 1944 (12/229-3/2); Handbook for Military
Government in Germany (SHAEF), Dec. 1944; Civil Affairs Handbook, Zone Hand-
books Süd-Südwestdeutschland (12/229/3/3).
 
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