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Ehmer, Hermann [Hrsg.]
Burgen im Spiegel der historischen Überlieferung — Oberrheinische Studien, Band 13: Sigmaringen: Thorbecke, 1998

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Zettler, Alfons: Burgenbau und Zähringerherrschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.52731#0032
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ALFONS ZELTLER

Die Burg auf dem Kibfelsen ist jedenfalls untergegangen, bevor sie zur Zeit König
Rudolfs von Habsburg Ansatzpunkt einer interessanten Tradition wurde. Die Zähringer
hätten - so weiß der landeskundige Chronist Mathias von Neuenburg zu berichten - als
sie sich im Breisgau niederließen, die Grafen von Kyburg (bei Winterthur in der Schweiz)
von ihrer angeblich ursprünglichen »Stammburg«, eben der breisgauischen »Kibburg«
auf dem Kibfelsen, vertrieben79. Diese Geschichte errang im frühen 14. Jahrhundert
einen festen Platz im wuchernden Geflecht der habsburgischen Herkunftssagen, denn
die Grafen von Kyburg zählten zu den Vorfahren des Habsburgers80. Auch wenn hier
viel Sagenhaftes eingewoben ist, faßt die Erzählung doch die historische Erinnerung an
den Untergang früher Adelsburgen und den raschen Wandel der adeligen Geschlechter
im Breisgau zur Zähringerzeit wie in einem Brennpunkt zusammen.
Ähnlich verhält es sich wohl bei dem bekannten Panorama des habsburgischen Breis-
gaus in Sigismund Birkens »Österreichischem Ehrenspiegel«, der 1668 zu Nürnberg ge-
druckt wurde. Birken stellt die Habsburger Stammburgen Altenburg und Habsburg, die
er gemäß seinen Ausführungen zur Herkunft des Kaiserhauses in den Breisgau verlegt,
offenbar an Plätzen abgegangener Burgen dar81. Vielleicht steckt hinter der Wahl des
Platzes für die Altenburg eine Erinnerung an die namenlos gebliebenen Burgen auf dem
Kibfelsen oder in Sölden - auch hier also eine retrospektive Erklärung und Inan-
spruchnahme hochmittelalterlicher Burgwüstungen im Breisgau.
V
Zum Schluß möchte ich die Ergebnisse der Suche nach dem ältesten Burgenhorizont im
nördlichen Breisgau in einigen Thesen zusammenfassen. Das betrachtete Gebiet des Groß-
raums Freiburg umfaßt rund 1500 Quadratkilometer, knapp die Hälfte davon nimmt das
S. 289-294; B. Boesch, Kyburg - Rätsel eines Burgennamens, in: Festschr. Paul Zinsli, Bern 1971,
S. 161-169, wiederabgedr. in: Boesch, Kleine Schriften zur Namenforschung (BeitrrNamenforsch,
Beiheft 20), Heidelberg 1981, S. 343-351, hier S. 348 f.; H. Wagner, Neue Funde vom »Kybfelsen«
bei Freiburg i. Br., in: Archäologische Nachrichten aus Baden 42 (1989) S. 21-26; Zettler, Burgen
(1990) (wie Anm. 3) S. 238f.
79 Erat autem antiquum castrum Kyburg olim in Brisgaya ex opposito nunc castri Friburgensis.
Cumque olim dux Zaringie a sororio suo comite de Kyburg precibus obtinuisset, quod annuit ducem
facere domum venacionis in monte castri Friburgensis, uxor territa dixit comiti: >Bene dixit frater me-
ns, quod domum venacionis ibi facere vellet, quia venabitur et expeilet nos per ipsam domum et de
partibus istis.< Quod et breviter factum fuit', Die Chronik des Mathias von Neuenburg, ed. A. Hof-
meister, MGH Script, rer. Germ. NS 4, Berlin 21955, S. 16; vgl. S. 317; dazu D. Mertens, Die Habs-
burger als Nachfahren und als Vorfahren der Zähringer, in: K. Schmid (Hg.), Die Zähringer. Eine
Tradition und ihre Erforschung (Veröffentlichungen zur Zähringer-Ausstellung 1), Sigmaringen
1986, S. 151-174, hier S. 157f. mit der prägnanten Bemerkung: »Die alten Geschlechter erliegen den
neuen, scheint Mathias sagen zu wollen« (S. 158).
80 Zu den Grafen von Kyburg und ihrer Stammburg vgl. jetzt den Sammelband: Die Grafen von
Kyburg. Kyburger-Tagung in Winterthur (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäolo-
gie des Mittelalters 8), Olten - Freiburg i. Br. 1981.
81 Siehe Sigmund von Birkens Druckausgabe von Johann Jacob Fugger, Spiegel der Ehren des
höchstlöblichsten kayser- und königlichen Erzhauses Österreich, Nürnberg 1668, S. 19f.; zur Uber-
 
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