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Rödel, Volker [Hrsg.]; Ammerich, Hans [Hrsg.]; Adam, Thomas [Hrsg.]
Säkularisation am Oberrhein — Oberrheinische Studien, Band 23: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2004

DOI Kapitel:
Ott, Hugo: Die Säkularisation des fürstlichen Reichsstifts St. Blasien auf dem Schwarzwald 1802-1807
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https://doi.org/10.11588/diglit.52740#0149

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Die Säkularisation des fürstlichen Reichsstifts
St. Blasien auf dem Schwarzwald 1802-1807

VON HUGO OTT

Heut halten die Kiarisinnen zu Freiburg, so schreibt am 12. August 1782 der Abt von
St. Peter an Fürstabt Martin Gerbert von St. Blasien, das letzte Mal in ihrer Kirche das Fest
der heiligen Mutter Klara. Hierauf müssen sie weltliche Kleider anziehen und ihr Kloster
verlassen. Die Kartäuser laufen mit ihrem Prior schon lang in Perücken und Weltpriester-
kleidern herum. Wer hätte dieses noch vor wenigen Jahren glauben können. Gott sei uns
und allen Religiösen gnädig!1 In der Tat hing das Damoklesschwert der Klosteraufhebun-
gen schon geraume Zeit über den Religiösen - wenn auch in unterschiedlicher Höhe. Und
der angesprochene Gerbert, Vorsitzender des breisgauischen vorderösterreichischen
Prälatenstandes mit beträchtlichem Ansehen und vor allem mit besten Beziehungen nach
Wien und dank seiner europaweit beharrlich gepflegten Korrespondenz auch auf dem
.neuesten Stand der politischen, besonders der kirchenpolitischen Entwicklung, wurde in
jenen Jahren immer wieder um Rat und Hilfe bei den drohenden Beschwernissen ange-
gangen. Gerbert selbst hatte ja schon viel unternommen, um sein Kloster aus der Gefah-
renzone herauszuhalten. Auf seinem ersten länger dauernden Wienaufenthalt 1772/73
hatte er für die Kaiserin die ihr gewidmete Taphographia principum Austriae als Gastge-
schenk im Reisegepäck, jene genaue Bestandsaufnahme über die Grabstätten der Habs-
burger Vorfahren in Basel und Königsfelden, prächtig in den Kupfern zweibändig darge-
stellt2. Dem Kaiser selbst hatte er den Codex epistolaris Rudolphi I. Romanorum regis
zugedacht, der freilich zu Gerberts Leidwesen nicht sonderlich zugänglich gewesen ist,
mit anderen Worten kein außergewöhnliches Interesse an den kostbaren Werken aus der
sanblasianischen Druckerei gezeigt hat3. Was sollte der aufgeklärte Monarch auch mit die-
sem Sammelsurium und was sollte er davon halten, daß 1770 dreizehn Gebeine habsbur-

1 Briefe und Akten des Fürstabtes Martin II. Gerbert von St. Blasien 1764-1793. Bearbeitet von
W. Müller. I. Band. Politische Korrespondenz 1782-1793, Karlsruhe 1957, S. 47 Nr. 40 Anm. 2. -
Im Februar 1782 waren von den 30 Männer- und Frauenklöstern und -stiften des Breisgaus in Wien
zur Aufhebung vorgesehen: das Kartäuserkloster bei Freiburg und sämtliche neun Frauenklöster
außer den drei Zisterzienserinnenstiften Ohlsberg, Wonnetal und Günterstal.
2 M. Herrgott, R. Heer und M. Gerbert, 2 Teile, St. Blasien 1772.
3 Korrespondenz des Fürstabtes Martin II. Gerbert von St. Blasien. Bearb. von G. Pfeilschifter.
I. Band 1752-1773, Karlsruhe 1931, S. 523 Nr. 511 und S. 548f. Nr. 534. - Zum Gesamthintergrund
vgl. A. Deissler, Martin Gerbert und die theologische Methode, München 1940.
 
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