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Oechelhäuser, Adolf von
Das Heidelberger Schloss: bau- und kunstgeschichtlicher Führer — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.18588#0033
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— 25 —

Sieger den Ruf des ersten Kriegshelden der Zeit und die
Sicherung der Errungenschaften der letzten zwölf Jahre ver-
schaffte. Abermals sah das Heidelberger Schloß eine Schar
gefangener Fürsten innerhalb seiner Mauern, und aus jener
Zeit stammt die (besonders durch G. Schwab's Gedicht ver-
breitete) Erzählung vom „Mahle zu Heidelberg": wie der
„Pfälzer Fritz" seinen erlauchten unfreiwilligen Gästen das
Fehlen des Brodes an der Tafel dadurch begreiflich gemacht
haben soll, daß er sie durch das Fenster — wahrscheinlich
vom Erker des Königssaales im Frauenzimmerbau aus — auf
die von der Kriegsfurie verwüsteten und verödeten Lande
hinabblicken ließ. Die kriegerischen Ereignisse hatten für
den Kurfürsten und sein Land auch hiermit noch keinen Ab-
schluß gefunden, sondern dauerten fort bis ans Ende seiner
Regierung. Erst der Tod entrang das unermüdliche Schwert
den Händen eines Fürsten, der die kaiserliche Achterklärung
durch Anlegen eines Bollwerkes oberhalb der Stadt, das er
„Trutzkaiser" nannte (ebenso entstand später ein „Trutzbaier"
am Abhänge des Gaisberges), beantwortet hatte und der, trotz
der fortwährenden Kriege, sein Land in geordnetem und
blühendem Zustande hinterließ. Denn nicht nur beträcht-
lichen Zuwachs an Gebiet, auch bedeutende Geldzahlungen
hatte der Sieger von Pfeddersheim und Seckenheim den
Gegnern abgerungen und während er mit fester Hand die
Ordnung im Innern aufrecht erhielt, die unvermeidlichen Wun-
den des Krieges damit zu heilen gewußt.

Die Regierung seines Nachfolgers und Neffen Philipps
des Aufrichtigen (1476—1508) brachte zunächst ruhige
Jahre, in denen der geistige und materielle Wohlstand des
Landes gedieh, bald aber entfesselte das unvorsichtige Ver-
halten des jungen Kurfürsten in der Erbschaftsfrage um ein
Stück alten Wittelsbacher Familienbesitzes, das Herzogtum
Baiern-Landshut, auf's Neue die Kriegsfurie in den pfälzischen
Landen. Der bairisch-pfälzische Erbfolgekrieg
(1503—1507) bietet eines der traurigsten Blätter in der Ge-
schichte der Pfalz; unvorsichtig begonnen, ungeschickt geführt
und ruhmlos beendet, hat derselbe nur dazu gedient, beide
streitenden Parteien zu Gunsten des Kaisers und der gemein-
schaftlichen Gegner zu schädigen. Eine arge Finanznot des
Landes war die unmittelbare Folge. Die Kassen waren leer,
 
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