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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 17.1914

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Egger, Rudolf: Ausgrabungen in Norikum 1912/13
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https://doi.org/10.11588/diglit.33679#0217
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Ausgrabungen in Norikum 1912/13.

I. Aguntum (Stribach bei Lienz).
Der Fund einer noch nicht veröffentlichten alt-
christlichen Kultanlage auf dem Hemaberge bei
Globasnitz, 2 Stunden sw. von der Bahnstation Blei-
burg in Unterkärnten, und die Arbeiten an der
Friedhofkirche in St. Peter im Holz (Teurnia), über
die im Beiblatte XIII 1911 Sp. 161 ff. und XIV
1912 Sp. 17 ff. vorläufig berichtet ist, führten dazu,
auch in Aguntum den Spuren des frühen Christen-
tums nachzugehen, welche eine Grabung von Kunst-
freunden der Stadt Lienz im Dezember des Jahres
1858 und Jänner 1859 bekannt gemacht hatten. Die
Berichte über diese Funde liegen im Buche Meyer-
Unterforcher „Die Römerstadt Agunt" S. iß—26
vollständig gesammelt vor. Der dort S. 2ß Abb. ß
gegebene Plan bringt neben einer Grundrißskizze
Abbildungen der Mensaplatte und eines der vier
Altarsäulchen, welche diese Platte einst trugen. Wenn
auch im Jahre 1882 das Terrain durch eine Über-
schwemmung vollständig vermuhrt wurde, schien es
doch geboten, die begonnene Grabung von neuem
aufzunehmen, um wenigstens den ganzen Grundriß
festzustellen. Vom ly. Juli bis Mitte August 1912
wurde die Stelle der alten Grabung untersucht, und
nachdem die irrtümliche Eintragung der Funde, wie
sie auf Tafel ß bei Meyer-Unterforcher vorliegt,
erkannt war, gelang es, eine Basilika in ihrem ganzen
Umfange aufzudecken. Ich begnüge mich hier eine
kurze Erläuterung zum Plane Fig. I zu geben, da
ich über Agunt und die kunstgeschichtliche Stellung
der dortigen Kirche im Besondern in einer speziellen
Schrift über die norischen Kirchen demnächst aus-
führlicher handeln werde.
Der einfache Bau, welcher über Ruinen aus klassi-
scher Zeit liegt, stellt ein Oblongum von 9*40 Breite

und 29*ßO"Länge imlnnern, mit 0'6o" (=2r') starken
Mauern dar. Laienraum und Presbyterium sind durch
eine Mauerung getrennt, auf der die Schranken standen.
Diese Mauerung ist bei der Grabung 1858/59 zum
großen Teile zerstört worden, besonders in der Mitte;
die Türe, die beide verbindet, war nicht mehr zu
konstatieren, sie ist nach dem genannten Plane bei
Meyer-Unterforcher eingezeichnet. Auf den Raum für
die Geistlichkeit entfallen 12*70" der Gesamtlänge.
Das hängt zusammen mit der eigentümlichen Ge-
staltung des eigentlichen Presbyteriums, dessen Kon-
struktion wir jetzt nach dem Fund in Teurnia verstehen.
Erhalten ist das gemauerte Halbrund mit dem Subsel-
lium für den Bischof und die höheren Priester. Sein
Scheitel steht von der östlichen Stirnmauer 1*08 " ab,
seine Achse weicht um o'ßo" von der des ganzen
Baues aus. Die schwache (0*50" breit) gestelzte Rund-
mauer bildet die Lehne des Subselliums, das 0*45 "
höher ist als der Estrichboden davor. Das 5'6ß"
breite Podium ist schon früher zerstört worden. Die
Rundmauer, die noch den glatten Verputz trug,
steht stellenweise jetzt 1*07" über den Marmor-
platten des Fußbodens auf. Auf dem Podium stand
ein Altar von einfacher Tischform. Die 1859 ge-
fundene Mensaplatte ist jetzt verloren, sie hatte die
gewöhnlichen Maße (zirka 0*97 X 0'5ß "), an der
Unterseite vier runde Ausnehmungen für die Trag-
säulen*)- Es fanden sich sieben Stücke solcher kleinen
Schäfte (zwei obere Endstücke mit 0*05 " Durch-
messer), die mindestens auf zwei Tische schließen
lassen. Die Endstücke haben oben ein Einsatzloch
für einen Metalldorn, am Mantel vier aufgemalte rote
Kreuze. Reste von größeren Säulchen gehören zu
den Schranken (oberer Durchmesser 0*09 "). — Am
Nordende ist, durch eine Tür verbunden, die kleine
Sakristei angebaut (4'9SXß'l8"). Im Laienraum

*) Während in dem Grundrisse bei Meyer-Unter- weiß der Originalbericht nur von Stücken kleinerer
forcher Hg. ß vier solcher Säulchen eingetragen sind, Säulchen und das wird das richtige sein.

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