VON GOTTFRIED BENN
FÜR A. F.
Ihnen ein Lied zur Feier,
kunstverkündender Mann,
wie sieht meine Leier
Ihte Wände an:
die hyperämischen Reiche,
Palmen und Muschelmeer,
Vorwelten, wallungsweiche,
strömen die Bilder her.
Sei es: Lianenbarren,
ananasdurchweht,
schuhlange Wespen, Farren,
wo dann der Löwe steht:
Urwald, Komplexgewalten,
Tiernacht und Mythenmeer,
daß sie ihr Reich entfalten
dunkel und überschwer.
Das Atelier Brancusi’s in Paris
Schauer, welche sich irrn,
faule Brocken, Bäusche
aus unserm Restgehirn,
aber die Übergänge
mit monistischem Ziel:
Schnecken aus Blutgedränge,
AÄol im Trancespiel.
Dasein! die Küsse zerblättern,
Tränen: die Salze vergehn, ı
Leben, Sterben — Lettern,
die für alles stehn:
doch über Wahn und Weichen
steht das Immer und Nie
aus hyperämischen Reichen,
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