wegung zum Schaffen anregt. Aus ihr kommt mir das gesteigerte Lebens-
gefühl, das der Ursprung des künstlerischen Werkes ist. Ein in Bewegung
befindlicher Körper zeigt mir viele Einzelansichten, diese schmelzen in mir
zu einer Gesamtform zusammen, dem inneren Bilde. Nach diesem inneren
Bilde versuche ich auf der Leinwand mein Erlebnis zu gestalten. Ich komme
dadurch natürlich zu ganz anderen Formen, als wie sie die imitative, natura-
listische Malerei erstrebt und zeigt. Es ist deshalb nicht richtig, meine Bilder
mit dem Maßstab der naturgetreuen Richtigkeit zu beurteilen, denn sie sind
keine Abbildungen bestimmter Dinge oder Wesen, sondern selbständige Or-
ganismen aus Linien, Flächen und Farben, die Naturformen nur soweit ent-
halten, als sie als Schlüssel zum Verständnis nötig sind. Meine Bilder sind
Gleichnisse, nicht Abbildungen.
Die in Holzschnitt wiedergegebene Kinderzeichnung des Fünfjährigen zeigt,
daß meine spätere künstlerische Entwicklung durchaus im Zusammenhang
steht mit der naiven Sehweise des Kindes. Die Beine der auf den Elefanten
springenden Menschen sind durch die Beobachtung der Bewegung, im Gegen-
satz zur natürlichen Formung, übereinander am Oberkörper angesetzt, sodaß
eine Neuform entsteht. Es ist leicht möglich, daß der Künstler heute etwas
Ähnliches macht, nur muß er das, was das Kind frei und naiv hinsetzt, vor
seiner kritischen Einsicht verantworten.
Jedes Bild, das ich schaffe, hat seinen Ursprung in einem Naturerlebnis.
Hier gilt mir der Satz Dürers: alle Kunst kommt aus der Natur, wer sie heraus
kann reißen, der hat sie. Natur ist für mich alles Sichtbare und Fühlbare
in der Welt, der Berg wie das Atom, der Baum und die Zelle, die ihn baut,
aber auch alles vom Menschen Geschaffene, wie Maschinen usw. Alle bio-
logische, technische, wissenschaftliche Kenntnis ist wertvoll für meine Arbeit,
doch ist mein Verhältnis ein durchaus anderes zu ihr als das des Biologen
oder Ingenieurs.
Das Kunstwerk entsteht durch die ideale Verbindung der Idee mit den tech-
nischen Mitteln, in der Malerei also mit Linie, Fläche und Farbe.
Bei einem Bildniskopf hat mir das Gesetz von der Beharrung der Bilder auf
der Netzhaut des Auges dazu verholfen, Profil und Enface des Kopfes gleich-
zeitig in einer Gesichtsform und so den Charakter deutlicher zu geben, als
es in der üblichen Weise mit nur einer Ansicht möglich wäre. In dem Bilde
„Bergweg‘“ kommt das Gesetz von der Überstrahlung der Farben zur Geltung.
Die Tanne rechts des Weges steht in einer hellgrünen Zone, die durch die
Überstrahlung der Lokalfarbe des Baumes erzeugt wird, der selbst ganz
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gefühl, das der Ursprung des künstlerischen Werkes ist. Ein in Bewegung
befindlicher Körper zeigt mir viele Einzelansichten, diese schmelzen in mir
zu einer Gesamtform zusammen, dem inneren Bilde. Nach diesem inneren
Bilde versuche ich auf der Leinwand mein Erlebnis zu gestalten. Ich komme
dadurch natürlich zu ganz anderen Formen, als wie sie die imitative, natura-
listische Malerei erstrebt und zeigt. Es ist deshalb nicht richtig, meine Bilder
mit dem Maßstab der naturgetreuen Richtigkeit zu beurteilen, denn sie sind
keine Abbildungen bestimmter Dinge oder Wesen, sondern selbständige Or-
ganismen aus Linien, Flächen und Farben, die Naturformen nur soweit ent-
halten, als sie als Schlüssel zum Verständnis nötig sind. Meine Bilder sind
Gleichnisse, nicht Abbildungen.
Die in Holzschnitt wiedergegebene Kinderzeichnung des Fünfjährigen zeigt,
daß meine spätere künstlerische Entwicklung durchaus im Zusammenhang
steht mit der naiven Sehweise des Kindes. Die Beine der auf den Elefanten
springenden Menschen sind durch die Beobachtung der Bewegung, im Gegen-
satz zur natürlichen Formung, übereinander am Oberkörper angesetzt, sodaß
eine Neuform entsteht. Es ist leicht möglich, daß der Künstler heute etwas
Ähnliches macht, nur muß er das, was das Kind frei und naiv hinsetzt, vor
seiner kritischen Einsicht verantworten.
Jedes Bild, das ich schaffe, hat seinen Ursprung in einem Naturerlebnis.
Hier gilt mir der Satz Dürers: alle Kunst kommt aus der Natur, wer sie heraus
kann reißen, der hat sie. Natur ist für mich alles Sichtbare und Fühlbare
in der Welt, der Berg wie das Atom, der Baum und die Zelle, die ihn baut,
aber auch alles vom Menschen Geschaffene, wie Maschinen usw. Alle bio-
logische, technische, wissenschaftliche Kenntnis ist wertvoll für meine Arbeit,
doch ist mein Verhältnis ein durchaus anderes zu ihr als das des Biologen
oder Ingenieurs.
Das Kunstwerk entsteht durch die ideale Verbindung der Idee mit den tech-
nischen Mitteln, in der Malerei also mit Linie, Fläche und Farbe.
Bei einem Bildniskopf hat mir das Gesetz von der Beharrung der Bilder auf
der Netzhaut des Auges dazu verholfen, Profil und Enface des Kopfes gleich-
zeitig in einer Gesichtsform und so den Charakter deutlicher zu geben, als
es in der üblichen Weise mit nur einer Ansicht möglich wäre. In dem Bilde
„Bergweg‘“ kommt das Gesetz von der Überstrahlung der Farben zur Geltung.
Die Tanne rechts des Weges steht in einer hellgrünen Zone, die durch die
Überstrahlung der Lokalfarbe des Baumes erzeugt wird, der selbst ganz
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