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türe der beiden Zimmer, die Bojanau diesmal
geschlossen hatte. Ebenso nervös wie zornig
sprang der Offizier aus dem Bett. Er nahm
sich nicht die Zeit, Licht zu machen, sondern
griff ohne weiteres nach dem Sähel, den er aus
der Scheide zog und drang, die blanke Waffe
in der Hand, in das Vorzimmer ein. Es war
ihm, als setze jemand dem Offnen der Ver-
bindungstüre Widerstand entgegen, und als er
dann draußen war, sah er an der zweiten, zur
Treppe führenden Türe etwas wie eine leuch-
tende Wolke, das sich auf der Türe selbst ab-
zeichnete. Wütend, wie er war, führte er,
ohne sich etwas dabei zu denken, einen äu-
ßerst wuchtigen Hieb gegen die Türe, Funken
sprangen an einer Stelle heraus, als habe der
Säbel einen Nagel gestreift und dann blieb die
Waffe im Holz stecken, so daß sie nur mit
Mühe herauszuziehen war. Die Türfüllung
war von oben bis unten gespalten. Einen Nagel
suchte Bojanau, nachdem er eine Kerze ange-
zündet hatte, vergebens. Nochmals durch-
suchte er das Haus, ging sogar die Treppe hin-
ab und auf die Landstraße hinaus, ohne irgend
etwas zu entdecken, das den Schlüssel zur
Lösung des sonderbaren Vorfalles hätte geben
können. Wieder im Bett, schlief er, diesmal

ungestört, endlich ein und erwachte morgens
gegen acht Uhr. Am Frühstückstisch erzählte
er seinen Eltern, die dadurch anscheinend sehr
sonderbar berührt wurden, sowie einigen zu-
fällig anwesenden jüngeren Leuten das Aben-
teuer und nachher brach man auf, um die zer-
schlagene Türe zu besichtigen. Aber ehe es
dazu kam, auf halbem Weg, erschien eine
Bäuerin, die berichtete, man habe die Hexe,
Frau B., anscheinend sterbend, schwer verletzt
im Bette gefunden. Sie bat um Hilfe für die
Kranke,undBojanau begab sich zu der Kranken,
von einer seltsamen Ahnung erfüllt. Sie lag
bewußtlos und delirierend im Bett, das Ge-
sicht von geronnenem Blut bedeckt und furcht-
bar entstellt durch eine Wunde, die über die
Stirne vom Rand der Haare bis zur Nasen-
wurzel lief und den Schädel gespalten hatte,
so daß das Gehirn hervorquoll. Die Wunde
wurde notdürftig verbunden, aber die Kranke
starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu
haben. Der Offizier, der mit seinem Namen
für die Richtigkeit dessen, was er erzählt, ein-
steht, wußte, nach seiner Versicherung, damals,
als dies geschah, überhaupt nichts von okkulten
Dingen.

H. W.

PHANTASTISCHE BÜCHER

An dieser Stelle zeigen -wir an und besprechen neuere und ältere phantastische Literatur, graphische Blätter, Werke

unserer Mitarbeiter u»w.

H. Ba erwald, Okkultismus und Spiritismus, B. G.
Teubner(Aus Natur und Geisteswelt, Bd. 560), Leipzig 1920.
Ein Buch, das bemüht ist, bei aller gerade auf diesem
Gebiet notwendigen Skepsis die Tatsachen verständlich zu
machen. Darin liegt zwar eine Gefahr, sobald dadurch
qualitativ eigenartige Tatsachencharaktere verwischt wer-
den. Wohl wissen wir strukturpsychologisch, d. h. üher
die Entwicklung und Entfaltung psychologischer Prozesse
noch zu wenig, als da# die Behandlung phänomenal recht
verschiedenartiger und hirnphysiologisch noch lange nicht
eindeutig zugeordneter Bewußtseinserscheinungen unter dem
Begriff der „Dissoziation“ mehr als die Anwendung eines
sinnvollen Schemas bedeuten könnte. Aber der Autor zeigt,
wie geschmeidig sich dieses Schema vor allem den Er-
scheinungen des „Unterbewußtseins“, der Hypnose und den
komplizierten parapsycbologischen Erinnerungsphänomenen
anschmiegt. Berechtigte Skepsis und Empirie sind gleich-
weit entfernt von voreiliger Deutung und Systembildung
wie vom Festhalten an alten Schemas, die nicht mehr fähig
sind, unabweisliche Tatsachen zu umspannen. Dr. "W.

Reinhold Kohlhardt: „D u bist erkannt! Deine
Kopf-Form zeigt mir Deine Begabung und
Deinen Charakter!“ Preis 1 Mark. — Nur vom
Verfasser; nur gegen Voreinsendung: (Postscheckkonto
48 638) Kohlhardt, Berlin S 42, Jakobikirchstr. 9. — An
14 instruktiven Bildern erklärt der Verfasser, wie die
angeborenen Talente, Begabungen und Charaktereigen-
schaften sich an der Kopf-Form eines jeden Menschen
ausprägen. Schon bei der Geburt bringt jeder Mensch diese
Anlagen mit auf die Welt. Da aber die Menschen
alle verschieden veranlangt sind, ist es von größter Be-
deutung, einen Schlüssel zu haben, um in die Geheimnisse
des menschlichen Seelenlebens einzudringen. In überzeu-
gender Weise erklärt der Verfasser, wie er es macht, um
die Geheimnisse der menschlichen Natur zu entschleiern.
Auch bringt er Bescheinigungen und Empfehlungen von
solchen Personen, die er daraufhin untersucht hat. Es
empfiehlt sich daher, die interessante Broschüre anzu-
schaffen.

Redakteur Karl Bramdler-Pracht.

Bemerkungen der Schriftleitung.

Das Titelblatt zeichnete Ott« Linnekogel, — Das Gedicht „Chor der Toten“ wurde mit der Erlaubnis de« Verlages
aus den Gedichte« von C. F. Meyer, Verlag H, Haessel, Leipzig, abgedruckt.

Verantwortlich : Für die SckriftleitonS Alf vtn CziVulla. Müacke*. Für de* Aeieitfcatcil Hmns Eierlein, Müncken. Herausgeber und verantwort!.
Redakteur für Oaterreick : Hane Hefmann-Mentanue, Wie* XIII., Hietziager Hauptotr. 15. Druck : Münchner Euckfeweriehmuj AI. Müller & Sohn
 
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