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Kaulbach, Friedrich August von; Ostini, Fritz von
Fritz August von Kaulbach: Gesamtwerk — München: Franz Hanfstaengl, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.73733#0013
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Erscheinung: es war
die Zeit, die bei uns
im Süden wie auch
im Norden andere
Werte verlangte, eine
Kunst, die festlich
und froh und deko-
rativ im feineren wie
im gröberen Sinne
war. Aus einem armen
Volk war plötzlich
eines geworden, das
sich wenigstens auf
dem Wege zu Glanz
und Reichtum glaubte.
Und das sucht auch
in seiner Kunst den
äusseren Ausdruck die-
ser Stimmung. Eine
tiefgehende künstle-
rische Geschmacksbil-
dung, die auf höchste


auf einen kleinen Kreis, die Gruppen um Leibl, um Viktor Müller und einen
verschwindenden Teil der Diezschule beschränkt blieb. Wie gut man damals
vor vierzig Jahren in München malte, weiss man eigentlich erst seit ein paar
Jahren wieder und wusste es, wie gesagt, nicht zu deuten, dass die Entwicklung
nicht ganz allgemein nach oben führte. Der starke Export der Münchener
Genremaler ins Ausland mit seinen Folgen war nicht allein Ursache dieser
artistische Werte sah,
hatte es ja nicht be-
sessen, die Kunst der
jüngstvergangenen
Epoche war eine Kunst
der Könige und der
Museen gewesen. Jetzt
kamen diejungen Mün-
chener und boten der
Zeit den künstlerischen
Schmuck, die Schön-
heit, die sie brauchte —
vom schmiedeeisernen
Handleuchter bis zum
farbenprächtig- altmei-
sterlich gestimmten
Kostümbild an der
Wand. Es war nicht
Spekulation der jun-
gen tatkräftigenKünst-
lerschar, die sich da
betätigte und damit
nach der Meinung des grämlichen Philisteriums »Allotria« trieb. Es war schöne,

opfermutige und frohe Begeisterung — nicht minder schön darum, weil sich
auch im Aufblühen einer heiteren und übermütigen Geselligkeit dieser Geist künst-
lerischer Daseinsfreude auslebte. Man kann die Kunst sehr ernst nehmen und
es dennoch bitter beklagen, dass heute statt jenes festfrohen Übermuts der
Geist höchstpraktischen Geschäftssinnes einerseits und wortreicher grübelnder
Ästhetik auf der anderen Seite in unser Kunsttreiben eingezogen ist.
In jenem Konzert neuer Kräfte vertrat Fritz August Kaulbach, schnell
ein Liebling aller Münchener Kreise geworden, die Anmut und den Humor,

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