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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0261
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Syrlinsche Formgebung und ist in jeder Be-
ziehung ein Durchschnittswerk von wenig Eigen-
art und Ausdruckskraft. In der Stadtkirche zu
Pfullendorf hat er einen nahen Verwandten.

Wesentlich höher steht der auferstandene Er-
löser (Abb. 295) des Kaiser Friedrich-
M u s e u m s. Auch er ist von Syrlin abhängig,
verarbeitet aber die empfangenen Anregungen
ganz frei und ist voll innerer Spannung und
geistiger Vertiefung.

Die hohe Qualität, wie sie dem Berliner Auf-
erstandenen eigen ist, begegnet freilich nicht sehr
oft bei den Ablegern der Syrlinschule. Als gleich-
falls von Syrlin herzuleitendes Schuitzwerk von
ähnlichem Rang wäre der aus Alt-Birnau
stammende Marientod des badisclien Dandes-
museunrs in Karlsruhe zu nennen 1. Die meisten
von Syrlin abhängigen Arbeiten sind gute Durch-
schnittsware. Als solehe ftihren wir noch einige
in oberschwäbischen Dandkirchen verstreute weib-
liche Figuren an. In Inzigkofen (Hohen-
zollern) steht in der Sakristei eine hübsche
kleine Madonna (Abb. 296), deren Kopf Ulmer
Gepräge zeigt, und die im Faltenwurf an der
hl. Magdalena von Bingen orientiert scheint. Die
Figuren einer hl. Barbara und Katharina (Abb.

297) in der Kirche zu Devertsweiler
(Hohenzollern) bringen in anderer Fassung ebenfalls Syrlinsche Kopftypen
und Faltenmotive. Einfacher in der Formgebung, aber besser in der Quali-
tät sind eine Madonna (Abb. 298) und die Heiligen Barbara und Katliarina
in W ö r 1 e s c h w a 11 g (B.A. Zusmarshausen), die wohl ursprünglich in
einenr Altarschrein vereinigt waren. Am engsten berührt sich mit Syrlins
Art eine Muttergottes (Abb. 299), die in nächster Nälie von Ulm, in der
Kirche zu Schnürpflingen (O.A. Dau|)heim), aufgestellt ist. Deider
wird die elegante Figur durch einen dicken Ölfarbenanstricli verunziert.
Sie dürfte jünger sein als die meisten anderen eben besprochenen Bild-
werke; der jugendliche Kopf und die Verwendung der Putten weisen auf
die Zeit frühestens um 1510.

Zum Schluß seien noch zwei ganze Altäre genannt, die von Syrlinscher
Formgebung abhängig sind. Der eine steht in der Annakapelle zu S c h w e n d i
(O.A. Baupheim), ein Schrein mit der Madonna und den Heiligen Vitus und

1 Teil-Abbildung bei Gröber, Schwäbische Skulptur der Spätgotik Tafel 51.

Abb. 293. Berlin

Sammlung Bollert. Johannes.

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