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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0282
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altar wie die Veringer Sippe bringen derartige Gestalten. Die hl. Magdalena
gemahut an die Maria der Tauberbischofsheimer Flügel und die Maria
Magdalena der Beweinung in Bingen. Unverkennbar sind die Beziehungen,
die in Merklingen auf den Einfluß des jüngeren vSyrlin deuten. Mit dessen

Abb. 317. Gaisbeuren

Pfarrkirche. Johannes u. Magdalena einer Beweinung.

späteren Schöpfungen, wie etwa den 1509 begonnenen Zwiefaltener Passions-
tafeln, hat die Merklinger Beweinung manche Züge gemeinsam. Der etwas
allgemein gehaltene fiießende Faltenstil mit großen Kurven und schmalen
Graten, ebenso wie der Typus der Gesichter, bei Männern und Frauen, hat
starke Ähnlichkeit mit Syrlins Werken. In Einzelheiten wie der Bildung
der Hände zeigt sich dagegen schon Schaffnersche Eigenart. Die flir seine
spätere Zeit typische Faltengebung ist einzig bei dem knienden Johannes
vorgebildet: der Josef des Geburtsreliefs vom Wettenhauser Altar weist
ähnliche Motive auf. Im Ganzen genommen ist die Merklinger Beweinung
ein Werk von wenig ausgesprochener Eigenart und geringer Ausdrucks-
kraft; die allgemeinen Ulmer Züge überwiegen noch die persönliche Note
des Schnitzers. Sieben Jahre früher entstanden als der Altar von Tauber-

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