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Oxé, August
Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 6: Frankfurt/​M., 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.42776#0016
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und OFFIC / ACVT[I] 'von Mont Auxois (Alesia), der Kranzstempel 0 / FI / ACVTI auf einer
Reliefschüssel in Basel (XII 54 a. b.), OFFIC / ACVTI auf einem ganzen Teller in Trier, der
Kranzstempel AC auf einer Tasse (Halterner Typ 8) in Silchester.
Für die Zeitbestimmung der ältesten Acutus-GeiäSi>& sind besonders die Beifunde in Basel
und auf dem Mont Beuvray wertvoll. „Auf dem Mont Beuvray, dessen Baulichkeiten in der
Hauptmasse um 5 vor Chr. geräumt wurden, fanden sich in einer ausdrücklich als jünger
erkannten Kulturschicht [des Forums] die beiden Marken Atei / Xanthi und officin / Acuti1).“ In
Basel2) ist die erwähnte Hcwtes-Schüssel zusammen mit Ateius- und anderen Gefäßen gefunden
worden, die nach ihren Gefäß- und Stempelformen der Zeit von etwa 16 bis 21 n. Chr. ange-
hören. Auch der Fund von Silchester deutet auf diesen Zeitraum.
Solange die römischen Truppen am Rhein von ihren eigenen Töpfereien und den provin-
zialen Filialen des Cn. Ateius und anderer arretinischer Großtöpfer mit Sigillataware versorgt
wurden, war für die Montanser Sigillata-Industrie der Markt am Rhein und im östlichen Gallien
so gut wie verschlossen. Den großen Umschwung in diesen wirtschaftlichen Verhältnissen schei-
nen die starken Unruhen des Jahres 21 n. Chr. gebracht zu haben, die nationale Erhebung
Galliens unter Florus und Sacrovir (Tac. ann. III 4o—47)- Damals, so scheint es, haben die
italischen Sigillatafilialen diesseits der Alpen, namentlich die der Freigelassenen des Cn. Ateius,
ihre Betriebe eingestellt und auch den Sigillatahandel am Rhein und im östlichen Gallien
den südgallischen Töpfereien überlassen oder überlassen müssen. Dadurch ist vielleicht auch die
Verlegung oder die Wanderung der Töpfereien den Tarn aufwärts nach La Graufesenque veranlaßt
worden.
Die Bedürfnisse und der Geschmack des neuen Absatzgebietes am Rhein, wo die Abnehmer
hauptsächlich die römischen Legionäre waren, können nicht ohne Einfluß auf Form und Ver-
zierung der gelieferten Sigillataware gewesen sein. Reliefschüsseln, verziert in dem primitiven
gallischen, etwas barbarischen Stil, wie z. B. die erwähnte Acw/ws-Schüssel aus Basel XII 54 oder
die sehr frühe Neußer Reliefschüssel V 21 konnten sich nicht mit den gleichzeitigen arretinischen
Reliefkelchen aus den provinzialen Ateius-Filialen messen. Aber schon um 20 n. Chr. scheint
das Relief der gallischen Schüsselform die flotteren und anmutigeren Formen des ‘ausgeglichenen
Stiles’ angenommen zu haben.

2. Die Gefäßformen.
A. Die Kelchform (Drag. 11).
Die Form der gallischen Reliefkelche ist sich fast immer gleich geblieben und zeigt nur
ganz wenige und seltene Abarten oder Ausnahmen. Der aus der Formschüssel gepreßte Relief-
teil ist ungefähr lialbkuglig; dazu kommt unten ein Stengelfuß und oben ein ausladender Rand
mit einer Steillippe, die in der Regel das Profil des Halterner Services II trägt. Von den itali-
schen Vorbildern ist weder der frühe Rand mit Hängelippe übernommen worden noch der späte
Steilrand mit allerlei Profdierungen, wie sie die provinzialen Ateius-Kelche und die italischen
Cornelius-KeIche aufweisen. Ferner verzichtet der gallische Kelch in der Regel auf jede Rädchen-
verzierung. Vgl. I 1. 2. II 3. 4- HI 5. X 4o. 4i. XI 42. XIV 58. 62. XV 63. XVI 65. XVII 67. 68.
Die herrlichen frühesten Exemplare aus Neuß, Mainz und Bregenz, Nr. 1. 5. 4i- 58—69, unter-
scheiden sich von der Form der jüngeren höchstens durch die größere Breite infolge des wuch-
tiger ausladenden Randes.
*) Auf diese Fundumstände wies ich schon 1914 (s. oben Anm. 1) hin auf Grund von Bulliot, Fouilles du Mont
Beuvray, 1899, Taf. II 164- Es ist verfehlt, diesen Sigillatafund in die Zeit vor 5 v. Chr. zu setzen, wie es noch bei
Oswald-Pryce, Terra sigillata 10, Anm. 1 geschieht.
2) Eine eingehende Besprechung dieses reichhaltigen und gut beobachteten Sigillatafundes wird von Emil Vogt
vorbereitet.
 
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