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Oxé, August
Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 6: Frankfurt/​M., 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.42776#0017
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Eine Ausnahme machen zunächst die Kelche VIII 33 (Bonn) und XI 43 (Mainz) inso-
fern, als die Lippe nicht profiliert ist; II 4 und XI 43 auch insofern, als der Reliefteil nicht
halbkuglig, sondern mehr zylindrisch oder schwach konisch gestaltet ist, so daß Abdrücke aus
derselben Formschüssel, wenn ihnen oben ein glatter Steilrand und unten ein niedriger Fußring
angesetzt wurde, zu Näpfen von der Form Drag. 30 ausgestaltet werden konnten.
Eine anormale Bildung des Kelchrandes hat das Neußer Stück III 8: die senkrechte Lippe
des ausladenden Randes ist in der oberen Hälfte rädchenverziert und trägt in der unteren einen
Eierstab, der auf dem Reliefteil wiederholt ist.
Eine große Ausnahme bildet endlich der sehr frühe, vielleicht älteste gallische Kelch aus
Basel XII 47a—c, der einzige, der einen vielfach profilierten hohen, hier leider nicht ganz abge-
bildeten Steilrand hat, dazu unten sogar Rädchenverzierung.
Eine Eigentümlichkeit der gallischen Kelche ist das Fehlen der Topf er marke. Auch
hierin machen nur zwei ganz frühe eine Ausnahme. Auf einem Mainzer Kelchfuß steht der
linksläufige Innenstempel M • VOLVS/IIIII (Behrens, Mainz. Zeitschr. 6, 1911, 83 u. 85 Form
Behn 373). Auf einem fast ganz erhaltenen Roanner Kelch steht der Außenstempel VOLVS, abgeb.
bei Dechelette, Vases ceramiques ornes 1 Taf. In und bei Oxe, Schumacher-Festschrift (Mainz
I93°) 3°4- Mangels eines Töpferstempels ist die Zuweisung eines gallischen Kelches zu einer
bestimmten Töpferei meist viel unsicherer als die eines arretinischen Kelches.
Der Mangel jedes Töpferstempels erschwert auch sehr die Datierung. Man fußt hier-
vor allem auf den Hofheimer Funden, vier gallischen Kelchen, die Ritterling, Hofheim 1, 70
Abb. 29 und 2, 213!. Abb. 46 u. 47=Taf. XXXII Typus 16, veröffentlicht hat. Das älteste und
beste Stück ist der dort auf Abb. 47 wiedergegebene Kelch; das ruhige, einfache und saubere
Ornament läßt auf eine ältere gallische Töpferei schließen, die noch bis in das vierte Jahrzehnt
des ersten nachchristlichen Jahrhunderts im Betrieb war. Das Ornament der drei anderen zeigt
schon starke Verwilderungen, die auf das fünfte Jahrzehnt weisen.
B. Der zylindrische Napf (Drag. 30).
Die ältesten Vertreter dieser Form sind weniger an der Form, die sich stets gleich blieb,
zu erkennen, als an dem Stil des Reliefs und dem bräunlich-roten, matten Farbüberzug. Die
Form ist durch 8 Exemplare vertreten, von denen drei fast ganz erhalten sind: III 10. 11. IV i4- 15
VIII 36. 37. XI 46. XVII 70. ' Ein Vergleich mit dem Bostoner Napf des Bargathes Arret. XLIII
1571) zeigt am besten die Uebereinstimmungen und Unterschiede des gallischen und des itali-
schen Napftypus.
Nur ausnahmsweise ist auf jüngeren gallischen Näpfen an der Außenwand zwischen dem
Ornament ein Töpfername angebracht, wie z. B. der des Calvus, Masclus, Modestus. Daher
dieselbe Schwierigkeit und Unsicherheit bei dem Versuch, einen solchen anonymen Napf einem
bestimmten Töpfer zuzuweisen.
C. Die Reliefschüssel (Drag. 29).
Auf ein Kennzeichen der frühesten Vertreter dieser Form, die schmale, fast senkrechte
Gestaltung des geriefelten Randes, haben schon Ritterling (Hofheim 2, 215) und Knorr (a. a. 0.
zu Taf. 50 E—G) hingewiesen. Diesen frühen Typ zeigen die ganz erhaltene Eppelsheiiner
Schüssel VIII 30 a. b., die Mainzer Scotius-Sc11 iissel XIII 56 und die nicht am Rhein gefundene
Schüssel XIII 55. Im übrigen bringen unsere Materialien nur größere oder kleinere Bruchstücke
dieser Schüsselform, die geeignet sind, vom Rand, vom Zonenteiler und vor allem vom Stil des
Reliefs eine Vorstellung zu geben. Bedauerlich ist, daß gewisse technische Eigenheiten und
b Die Nummern der in Materialien g, Arretinische Reliefgefäße vom Rhein, behandelten Stücke werden durch
die Beifügung ‘Arret.’ unterschieden.

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