Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oxé, August
Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 6: Frankfurt/​M., 1934

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42776#0022
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

Einfassung, und so weisen auch die Formen der erhaltenen Töpferstempel diese Gefäße in frühtibe-
rische Zeit. Aus tiberischer Zeit werden auch die drei in Aislingen gefundenen Bruchstücke
stammen, die diese Form des Doppelblättchens aufweisen, abgebildet bei Knorr, Aislingen Textb.
i B, Taf. III ii und IV 7.
Das Doppelblättchen erleidet offenbar schon recht bald allerlei Umbildungen. Es wird
länger, wie auf V 19; es erhält gezackte Ränder, wie auf VII 30. Knorr Taf. 88 F. Dann spaltet
sich jedes Blättchen wieder in zwei Teile, von denen das eine oder beide zunächst noch recht
klein sind, wie auf Knorr Taf. 18 (ofic. Canti) und 49 A. D (Maccari) und auf der Schüssel von
Pleshey bei Oswald-Pryce XXVI 6 (Acuti m). Das gespaltene Doppelblättchen wird größer und
droht auf einer Seite sich schon in drei Teile zu spalten, wie auf VI 23. 24 (= Knorr Taf. 92 A)„
26. 28. 29. Knorr Taf. 46 C (Licinus). 72 G (Scottius). 79 B (Stabilio). 88 E und auf einer
Schüssel des Bilicatus, Behn Katal. Slg. Marx (1913) 27 = Taf. VIII 21). Dann setzt alsbald
die Auflösung des Doppelblättchens in zwei Büschel ein: V 17. VI 22. 27. VII 31. XII 52. Knorr
Taf. 4 Q- 4o E. 42 P. 88 G und eine Nymweger Schüssel (Breuer a. a. 0. Taf. I i4).
Wie lange die ‘kleine’ Bogenranke mit dem Doppelblättchen und den unverbundenen
Streuornamenten im Brauch war und wann ihre Nachfolgerin, die kleine Wellenranke mit zu-
sammenhängenden Blättern und Blüten, einsetzte, bedarf noch der Feststellung. Eins der
frühesten und anmutigsten Beispiele dieser jüngeren ‘kleinen Wellenranke’ bietet die Kreuznacher
Schüssel des Bilicatus Knorr Taf. 15 F; sie erinnert sehr an den senkrechten Zierstreifen auf
dem 77gra/Z#S-Becher Arret. XLIX 185 und scheint nicht mit einer Punze hergestellt, sondern
freihändig gezeichnet zu sein wie XII 51.
F. Der umlaufende Kranz.
Er ist aus 2 oder 3 starren, schräg gestellten Blättern oder Fruchtkolben zusammen-
gesetzt. Dieses im Gegensatz zu den wellig bewegten Ranken (vgl. D und E) starre und steife
Ornament haben die ältesten gallischen Töpfer arretinischen Vorbildern entlehnt, die ihnen
zeitlich sehr nahe standen. Etwa aus den Jahren 15 bis 20 n. Chr. dürften die arretinischen
und puteolanischen Muster dieser Art stammen: die beiden provinzialen Kelche des Ctl. Ateius
Xanthus aus Haltern und Aachen, Arret. XXXVII 138 a. b und LXXII 102, der Bargathes-Kelch
LIV (LXIX) 257 und zwei puteolanische Formschüsseln des Naevi.US, abgebildet bei Dragendorff,
Terra sigillata Taf. V 39 und VI 59. Am nächsten kommen die gallischen Nachahmungen auf
Schüsseln des Bilicatus Knorr Taf. i4 B. 7 Bk und Cc; Motive ähnlicher Art auf der Mainzer
Scotius-SchüsseI XIII 56 und auf Knorrs Tafeln 7 E. H. F. 32 (Dana), sowie auf einer anderen
Mainzer Schüssel des Scotius Taf. 72 IE; 6 A. B (Amandus); 91 G.
G. Der Doppelwedel.
Beispiel für diese wirkungsvolle und bei den frühgallischen Töpfern sehr beliebte Zier-
form hat Knorr a. a. 0. Textb. 6, S. 13 zusammengestellt; die erhaltenen Stempel nennen Albinus,
Amandus, Baibus, Bilicatus, Maccarus, Senicio, Seno, Vapuso. Das Motiv wird entweder in
liegender Stellung verwendet, ähnlich und oft zusammen mit den unter F besprochenen Kranz-
motiven, oder, was die ursprüngliche Verwendung war, aufrecht empor ragend: so bei Knorr
Taf. 7 D (Amandus?). i4 D (Bilicatus). 51 J (Maccarus) und 80 (Vapuso). Dazu kommen der
Mainzer Kelch X 4i und die beiden Bonner Stücke, der ganz frühe Kelch VIII 32 und der
Napf VIII 37.
Das Motiv ist der italischen Reliefkeramik entnommen und stellt die letzte der Phasen
dar, die eine Zierform in langjähriger Entwicklung und Verwendung durchlaufen hat. Wie die
unmittelbaren Vorläufer der gallischen Nachahmung aussahen, zeigt am besten ein puteolanisches

') Abgebildet auch bei Ritterling, Hofheim 2 115 Abb. 48.
 
Annotationen