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Oxé, August
Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 6: Frankfurt/​M., 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.42776#0023
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Beispiel, abgebildet bei Dragendorff, Terra Sigillata Taf. VI 69; ähnlich wie auf einigen der an-
geführten gallischen Beispiele; stehen sie hier wappenartig rechts und links von einem hoch-
ragenden, schmalen Blatt auf der Spitze hängender Halbkreise oder Bögen. Aber die puteolani-
schen Wedel sind noch nicht wie die gallischen aus einem Stück gearbeitet, sondern die untere
Hälfte des einen bildet die obere Hälfte des anderen. Eine sehr frühe und edle Formung und
Zusammenstellung zweier solcher wappenartigen Ranken ziert den Roanner Kelch, abgebildet bei
Dechelette, Vas. cer. orn. 1, 23 Abb. 6. Andere Beispiele bieten die beiden italischen Ateills-VAcha
Arret. XXXV 135 und LV 283, das Göttinger Bruchstück XLIX 185 und der Neapler Becher des
Pantagathus Rasini Memmi XXII 108 a. b.; auf letzterem stehen die beiden füllhornförmigen
Rankenblätter nicht über-, sondern nebeneinander.
Das Motiv des Doppelwedels tritt noch auf Gefäßen des Hofheimer Lagers auf, sowohl
liegend auf Schüsseln Drag. 29 (Ritterling XXV 12 a. b), als auch stehend auf zylindrischen Näpfen
Drag. 30 (a. a. O. XXVII 21. 23); jedoch die Form des Wedels ist auf dem letzten Stück bereits
merklich plumper ausgefallen.
H. Stehende und hängende Bögen.
Während die fortlaufende Bogen- oder Wellenranke unentwegt in waagerechter Richtung
verläuft, erheischen die Enden des Bogenmotivs eine senkrechte Verlängerung des Ornamentes
und eine senkrechte Gliederung des Bildfeldes. Die folgenden Beobachtungen beschränken sich
auf die glatten Bögen und lassen die Bogengirlanden außer Betracht. Das Motiv des stehen-
den Bogens fand auf dem gallischen Sigillatarelief der verschiedensten Perioden Verwendung;
von den späteren Beispielen (wie Knorr Taf. 39—42 M. 96 C. 98 C) unterscheiden sich jedoch
die frühen und frühesten unverkennbar. Dem primitiven, unausgeglichenen Stile gehören die
ungelenken Bildungen und Verwendungen an, wie auf V 16. 21 a. b. VIII 34. Knorr Taf. 50 E—G.
4 T. Etwas spätere Beispiele stehender Bögen bieten IV i4 und XI 45, Knorr Taf. 4 Q. i4 D
(Bilicatus), 46 C (Licinus), 51 J (Maccari) und Knorr, Aislingen III 16 (Baibus), Gefäße aus
Tiberischer Zeit. Beispiele hängender Bögen sind auf I 2. VIII 33. 36. 37 a. b. X 4i- XVI 65
(= Knorr Taf. 2 J). Knorr Taf. 4 S. 4o A—D (Ingenuus). 6 B. C (Amandus). 77 .T1). K (Senicio)
und 78 (Seno). Mehrere der letzteren Beispiele zeigen eine nahe Verwandtschaft mit den Kom-
positionen des arretinischen Palmettenstiles, mit dem die Bogenlinien überhaupt aufkamen. Zu
den ausgeglichensten und anmutigsten Vertretern des gallischen Bogenmotives gehören der Neußer
Kelch I 2, der Bonner Napf VIII 36 und dessen Gegenstück, ein Straßburger Napf, abgeb. bei
Henning, Denkmäler der elsässischen Altertumssammlung zu Straßburg (1912) Taf. XIX 2 (= Oswald-
Pryce Taf. VIII 1). Die hängenden Bögen verleihen, Klammern vergleichbar, dem Gesamtbilde
des Reliefs eine gewisse Geschlossenheit; wo sie mangeln, wie auf den beiden Mainzer Kelchen
X 4o und XI 43, fehlt auch jeder Zusammenhang der langgestreckten, senkrechten Zierformen.
4. Die Formen der Töpferstempel.
Während die italischen Reliefgefäße entweder einen Innen- oder einen Außenstempel tragen,
zuweilen auch beides, ist bei den frühgallischen Reliefgefäßen die regelmäßige Signierung auf
die Schüsseln (Drag. 29) beschränkt; sie tragen immer einen Innenstempel, ganz selten einen
Außenstempel. Die wenigen Stempel frühgallischer Becher und Näpfe wurden oben bei der
Besprechung dieser Gefäßformen erwähnt.
Außenstempel auf frühgallischen Schüsseln sind mir nur von dem Montanser Töpfer
Paratus und dem Töpfer (M. Valerius) Volusus bekannt. Auf einer in Montans selbst gefun-
denen Schüssel (Mus. Toulouse) steht in der oberen Zone in rückläufiger Schrift PARATI • M1).
Der Außenstempel VOLVS ist von fünf Schüsseln bezeugt: aus Windisch (Knorr, Schumacher-

1) Abgebildet auch bei Ritterling, Hofheim 2, 215 Abb. 49.

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