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Oxé, August
Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 6: Frankfurt/​M., 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.42776#0025
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II. Katalog der Gefäße.
Die 70 abgebildeten Stücke verteilen sich auf folgende Fundorte:
Basel (Nr. 47—54) Köln (Nr. 3, 31, 32, 34. 35, 38)
Bonn (Nr. 33) Mainz (Nr. 39, 4o, 42—46, 56)
Bregenz (Nr. 57—70) Neuß (Nr. 1, 2, 4—8, 13—29)
Eppelsheim, Kr. Worms (Nr. 30) Xanten (Nr. 9—12).
Rheinland, ohne genaueren Fundort Nr. 36, 37, 4i-
Nicht aus dem Rheinland: Nr. 55.
Wo keine Inventarnummern angegeben sind, fehlen solche.
1. Neuß. Kelch, fast ganz erhalten. Fuß ergänzt. H. 13 cm, Dm. 19,6 cm. F. 0. Seis sehe
Ziegelei. Museum Neuß. Abgeb. bei Koenen, Bonn. Jahrb. 101, 1897 Taf. I. — Curie, T. S.,
Abb. 10. Oswald-Pryce, Terra Sigillata XXIX 7. Knorr Taf. 4i J.
Der weit ausladende Rand ist oben von einer Steillippe mit dem gewöhnlichen Profd be-
krönt und unten von einer gerundeten Leiste begrenzt. Oberer Abschluß des Bildfeldes ein Eier-
stab, unterer eine Art von Triglyphen und Metopen, aus Perlstäben gebildet. Das Bildfeld war in
der Formschüssel merkwürdigerweise nicht, wie bei den meisten arrelinischen Vorbildern, in 16,
sondern 18 Abschnitte oben und unten durch je 9 Teilungspunkte eingeteilt worden; dann wurde
neben jedem Punkt ein Blatt eingepreßt, darauf die flach gewellte Ranke und die langen Blatt-
stiele freihändig gezeichnet und schließlich deren Berührungspunkte mit einem typisch gallischen
Knotenmuster verdeckt. Die langen Stiele, die eine charakteristische Begleiterscheinung der 'fla-
chen Rankenwelle’ sind, haben den Zweck, den freien Raum ober- und unterhalb der Bögen
auszufüllen. Zur Anfertigung des ganzen Reliefs, einschließlich des oberen und unteren Frieses,
waren nur fünf Patrizen nötig: das Element des Eierstabes, das Blatt, der Knoten, der dicke
einzeln angebrachte Punkt und der kleine zu Perlstäben verwendete Punkt.
Derselbe Eierstab noch auf dem Neußer Kelch III 5 und fünf Bregenzer Kelchen
XV 62—64- XVII 67. 69 und wahrscheinlich auf einem sechsten, XV 61, wo er abgebrochen ist;
auf allen diesen Kelchen mit Ausnahme von III 5 steht über dem Eierstab derselbe Rundstab
und ist ausnahmslos im Bildfelde das gleiche Knotenmotiv verwendet. Man darf aus diesen
Uebereinstimmungen mindestens die Herkunft aus derselben Töpferei, vielleicht sogar die aus der
Hand desselben Formers erschließen. Der Bregenzer Kelch XV 63 ist zweifellos sogar aus der-
selben Formschüssel gepreßt wie das Neußer Prachtstück.
Den gleichen Eierstab finden wir auf einem der ältesten Beispiele für die Napfform
Drag. 30, dem Bregenzer Napf XVII 70 (= Knorr Taf. 51 H), vielleicht einer Arbeit des Mac-
carus. Die Rankenwelle ist noch auffallend flach gezogen, aus den Knoten entspringt aber nicht
nur ein Blatt, sondern zugleich eine Herzblüte, der erste Schritt zur späteren Ueberladung des
Rankenmotivs.
Aus derselben Töpferei stammt ein Roanner Kelch, dessen feine Arbeit Dechelette dazu ver-
leitete, ihn für ärretinisch’ zu halten: abgebildet bei Dechelette, Vas. cer. orn. 1, 24 Abb. 7.
Aber die Form des Randes und der Steillippe, die gerundete Leiste über dem Eierstab und vor
allem der Eierstab selbst beweisen die nahe Verwandtschaft mit dem Neußer Kelch. Das senk-
rechte Eichenblatt, das mehrfach auf dem Roanner Kelch begegnet, scheint dasselbe zu sein wie
das auf der Bregenzer Schüssel Knorr Taf. 4 U, die zeitlich, wie die ‘flache Rankenwelle’ zeigt,
dem Neußer Kelch nahe steht.

Tafel I

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