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Oxé, August
Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 6: Frankfurt/​M., 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.42776#0028
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ist eigenartig. Das Bildrund ist durch je iG Teilungspunkte unten und oben gleichmäßig zur An-
bringung der 32 Eichenblätter eingeteilt. Die Zeichnung der Hachen Ranke und gebogenen Stiele
und der ‘Knoten’ wie auf Kelch Nr. 1. Den unteren Abschluß bildet ein Fries von vierteiligen
Rosetten, wie auf dem Bregenzer Kelch XVI 65 (== Knorr Taf. 2 J); doch ist er hier von zwei
dünnen Perlstäben eingefaßt.
Diese vierteilige Rosette dient demselben Zwecke auf einer Neußer Schüssel mit dem Stem-
pel LICINVS (Knorr Taf. 46 E). Sie ist ferner einzeln angebracht auf zwei Mainzer Schüsseln
desselben LICINVS (Knorr Taf. 46 C und D). Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß dieser Neußer
Kelch und die beiden Bregenzer XVI 65 und 66 von demselben Lidnus herrühren. Knorr setzt
dessen Tätigkeit in die Zeit von 35—60 n. Chr.; ich glaube, daß sie spätestens 25 n. Chr. beginnt;
auf frühe Zeit weist die Ranke in der oberen Zone von Knorr Taf. 46 D, der untere Fries von
Taf. 46 E (vgl. Aislingen VII 1) und das eine Motiv von Taf. 46 C, wonach zwei flatternde Enten
eine schwere Girlande an den Endschnüren halten, eine Nachahmung eines arretinischen Vor-
bildes von der Art wie Arret. X (LIX) 32.
Das Eichenblatt auf dem Bregenzer Kelche XIV 62 ist etwas anders modelliert, wohl ein
Zeichen, daß dieser Kelch von einem anderen Töpfer — derselben Zeit und desselben Ortes —-
hergestellt ist.
Tafel III 7a. b. Neuß. Zwei dünne Kelchscherben. F. O. Selssche Ziegelei. Museum Neuß.
Sowohl außen zwischen Rand und Relief, als auch innen (5 mm höher) eine Hohlkehle,
wie sie beide für die Näpfe Drag. 30 typisch sind. Oberer Abschluß des Bildfeldes ein Eier-
stab, unten ein Perlstab. Auf der einen Scherbe ein Vierfüßler, von einem Hund oder Raubtier
verfolgt, auf der andern die Wölfin, Romulus und Renius säugend, nur zum Teil erhalten.
Andere Darstellungen der Wölfin mit den Zwillingen auf einem Aislinger Kelch (Knorr,
Aislingen I 5) und zwei Rottweiler Schüsseln (Knorr, Rottweil III 2. XI 3); auch auf einer Schüssel
aus der Graufesenque (Dechelette, Vas. cer. orn. 1, 494)-
Zur Form des Eierstabes s. XII 47-
Tafel Hl 8. Neuß. Randstück eines Kelches. Dm. 18 cm. F. O. Selssche Ziegelei. Museum Neuß.
Das Stück ist deshalb merkwürdig, weil die steile Lippe des ausladenden Randes in der
oberen Hälfte Rädchenverzierung, in der Mitte einen feinen Perlstab, in der unteren Hälfte einen
Eierstab aufweist, sowie dadurch, daß derselbe Eierstab darunter als oberer Abschluß des Bild-
feldes wiederholt ist.
Vom Bildfelde ist nur ein nach links gewandter Vogel erhalten, der den Kopf nach rechts
zurückdreht, und der Rest einer kreisförmigen Girlande, wie die auf den Xantener und Asberger
Näpfen Knorr Taf. 97 B. C.
Tafel III 9. Xanten. Kelchstück. Museum Xanten. Steiner, Katalog Xanten Taf. XVIII 43-
Unterer Abschluß des Bildfeldes eine Perlenschnur. Hauptornament eine flache Ranke,,
die eine Übergangsform zu der hohen Rankenwelle bildet, mit einem großen palmettenförmigen
Blatt, einem kleineren gefiederten Blatt und einer sechsbeerigen Frucht.
Wahrscheinlich eine Arbeit des Senicio. Das große Blatt, noch ein Nachklang des arre-
tinischen Palmettenstiles, findet sich bisher nur auf der Straßburger S^/zAVo-Schüssel (Knorr,
Aislingen VIII 1). Bei Senido begegnen auch fast alle übrigen Motive: der Knoten aus vier
Perlen Knorr Taf. 76 B. 77 L, die sechsteilige Beere Knorr Taf. 76 C und D (und die Hälfte
auf Taf. 77 L), die Perlenschnur am unteren Bildrande. Das kleine Blatt ist nur auf der oberen
Zone einer Neußer Schüssel (Knorr Taf. 92 E) nachgewiesen; da hier auch der Knoten aus vier
Perlen begegnet, dürfte auch diese Schüssel von Senido stammen.
Tafel III 10. Xanten. Bruchstück eines zylindrischen Napfes. Museum Xanten. Steiner, Katalog
Xanten Taf. XVIII 37.
Ueber der Hohlkehle am unteren Rande ist das Bildfeld durch eine sehr feine Zickzack-
oder Wellenlinie begrenzt. Im Bildfelde eine ‘hohe’ Wellenranke mit Blättern und Fruchtkolben.
 
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