Heidelberger Papyrussammlung, P. Heid. Inv. Hebr. 1 (P. Heid. Arab. III 42)
Entwürfe zweier Bitten um ein Darlehen gegen Pfand
XI; V
Hebräischer Papyrus der Heidelberger Papyrussammlung
Inhalt: In den Briefen P. Heid. Arab. 3 42r und 42v äußert der Schreiber die Bitte, der Adressat möge ihm gegen das Pfand eines Turbans Geld leihen, wobei im Rectobrief 30 Dirham und im Versobrief 40 Dirham genannt werden. Da der Schreiber jeweils von "einem" und nicht etwa von "seinem" Turban spricht, müssen die Turbane überzählig gewesen sein.
. Im vorliegenden Briefentwurf P. Heid. Arab. 42r betont der Schreiber zunächst, er sei dem Adressaten noch nie lästig gefallen (r 7), und rühmt die Großzügigkeit des Adressaten gegenüber "Nah und Fern", d. h. gegenüber allen Menschen (r 8). Wenn der Adressat, so ist impliziert, so großzügig ist, dann sollte er auch dem Schreiber seine kleine Bitte nicht abschlagen. Von den vier Eulogien, die hierauf folgen (r 8-12), verweisen die zweite und dritte Eulogio auf den himmlischen Lohn, der den Adressaten für seine Wohltat erwarten würde, wobei auf jede dieser beiden Eulogien ein bekräftigendes hebräisches Bibelzitat folgt, während die vierte Eulogio erneut die Großzügigkeit des Adressaten evoziert. Der Schreiber verfolgt gegenüber dem Adressaten des Rectobriefes somit die Strategie, an seine Angelich oder tatsächlich allgemein bekannte Großzügigkeit zu appellieren, zugleich aber auch den Lohn im Jenseits, den der Adressat hierfür erlangen würde, herauszustreichen. Diese Strategie ist für Bittbriefe jener Zeit an hochgestellte Personen typisch. Spezifisch jüdisch ist die Bekräftigung mit Bibelzitaten.; In den Briefen P. Heid. Arab. 3 42r und 42v äußert der Schreiber die Bitte, der Adressat möge ihm gegen das Pfand eines Turbans Geld leihen, wobei im Rectobrief 30 Dirham und im Versobrief 40 Dirham genannt werden. Da der Schreiber jeweils von "einem" und nicht etwa von "seinem" Turban spricht, müssen die Turbane überzählig gewesen sein.
. Im vorliegenden Briefentwurf P. Heid. Arab. 42v verfolgt der Schreiber eine andere Strategie als im Briefentwurf der Rectoseite. Hier teilt er mit, der Tod des Bruders des Adressaten sei für ihn ein Unglück gewesen, da ihm jener in Notlagen gegen Pfand Geld zu leihen pflegte (v 5-7). Hierauf erfolgt keine weitere Begründung, warum sich der Schreiber nunmehr an den Adressaten, den Bruder des Verstorbenen, um Hilfe wendet, vielmehr folgen vier Eulogien (v 7-9), von denen die zwei ersten den Wunsch nach dem Weiterleben des Adressaten zum Gegenstand haben, während die dritte doppeldeutig ist; sie drückt ihrerseits erneut den Wunsch aus, dass Gott den Adressaten erhalten möge, andererseits den Wunsch, dass der Adressat dem Schreiber Hilfe leisten möge. Die Argumentation des Schreibers läuft also implizit darauf hinaus, dass der Adressat bei der Hilfe für den Schreiber gewissermaßen die Rolle seines verstorbenen Bruders übernehmen solle, ja hierzu geradezu verpflichtet sei. Man könnte auch sagen, dass der Schreiber dem Adressaten die Rolle von dessen verstorbenem Bruder in einer Weise zuweist, als sei dies eine ganz selbstverständliche Angelegenheit. Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass der Adressat gewissermaßen die moralische Pflicht habe, Obliegenheiten seines verstorbenen Bruders zu übernehmen. Die Strategie des Schreibers besteht hier somit darin, an die verwandtschaftlichen Gefühle des Adressaten zu appellieren.
Höhe: 12,0
Breite: 11,5
Material: Hadernpapier
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URN: urn:nbn:de:bsz:16-diglit-672088
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