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Pagenstecher, Rudolf; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die calenische Reliefkeramik — Berlin, Band 8.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.42508#0091
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Katalog III (Omplialosschalen).

75

d) München. Sammlung Arndt. Zwei Fragmente des gleichen Stückes: Nike
auf Zweigespann, dahinter Hermes, Demeter auf Biga. Der Zweig der Nike ist mit
Bändern geschmückt.
e) Coli. Pourtales-Gorgier 1865 S. 153 Nr. 906. Aus St. Nicolas b. Nancy.
»Fragment d’une moule d’une coupe. Ce debris contient un groupe representant
l’enlevement de Proserpine et une figure d’Athene.«
Bei c umgibt den Omphalos die Inschrift l> • CANCHEIOS . I • F • FECiT*
CAl'ENOS, dann folgt Wellbandornament und der Wagenfries, in welchen wie bei
Nr. 112 von oben Efeublätter hineinragen.
Voran eilt Hermes mit dem Petasos, in der linken Hand den als Rute gezeich-
neten Heroldstab, Flügel an den Knöcheln, den rechten Arm nach vorn ausstreckend,
nackt bis auf den als Folie dienenden Mantel.
Ihm folgt im Galopp eine Biga, unter deren Rossen ein Hund nach links
schreitet, während über ihnen eine Eule flattert. Auf dem Wagen steht Pluton, bärtig,
mit dem Helm auf dem Haupte. Von der Schulter weht ein Mantel zurück. Die
Rechte führt die Zügel und hält zugleich Zepter oder Geißel. Mit der Linken umfaßt
er Proserpina, deren Oberkörper vom Gewände entblößt zu sein scheint. Sie wendet
sich heftig um und streckt die Hände nach der folgenden Gestalt aus.
Es ist Athena, die aber nicht imstande ist, der Flehenden Hilfe zu leisten,
denn vor ihr fährt der Blitz des Zeus hernieder. Die Göttin trägt einen korinthi-
schen Helm, Ägis, und am linken Arm den mit der Gorgomaske verzierten kleinen
Rundschild. Sie scheint nach einer Statue kopiert zu sein, denn ihre Haltung paßt
keineswegs in die Handlung: sie steht völlig ruhig. Die Beinstellung ist die der Ge-
stalten aus dem Kreise des Phidias: das linke Bein ist seitwärts etwas zurückgestellt,
während rechts Steilfalten herabfallen.
Im Galopp folgt der zweite Wagen, welchen Demeter lenkt, in beiden Händen
brennende Fackeln haltend, deren eine am oberen Ende kreuzförmig ausgestaltet ist.
Sie trägt ein langes, bis auf die Knöchel reichendes Gewand, dessen Überwurf zurück
weht. Der linke Fuß ist außerhalb des Wagens: die Göttin ist soeben aufgestiegen,
wie Pluton. Unter den Pferden springt ein Ferkel nach links.
Den nackten Jüngling, der mit Schwert und Lanze folgt, wird man Ares nennen
können. Ein langer Mantel hängt ihm von den Schultern herab und ist um den
linken Unterarm geschlungen.
Es reihen sich jetzt zwei Bigen im Schritt an: auf den vorderen Wagen steigt
eben eine Figur in sehr kurzem Gewand, das die Gestalt eng umschließt. In den
Händen trägt auch sie zwei brennende Fackeln. Förster bezeichnet sie (a. a. 0. 71) als
Enyo. Die Wahrscheinlichkeit, daß Enyo im Wagen dargestellt ist, während Aphro-
dite, welche Förster in der nächsten Figur erkennt, zu Fuß dahinschreitet, ist nicht
sehr groß. Auch ist mir die Weiblichkeit der Figur nicht ganz sicher. Man möchte
an Helios denken, der die Spur der Geraubten verfolgt.
Die weibliche Gestalt, welche ihm folgt, trägt eine Art Füllhorn im linken Arm,
während die Rechte eine große Kelchblüte hält. Förster deutet sie wohl richtig als
Aphrodite.
 
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