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Pan <Berlin> — 4.1898-99 (Heft I und II)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3241#0019
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AUS EINEM CYCLUS

DER WANDERER

Geliebter, dein Antlitz ist bleich, wie ein fahles Schwert,
dein Auge ist weit und grau und grofs und einsam
und ruht in der Ferne im dunklen, schwermütigen Himmel,
der über die Glücklichen und die Unglücklichen wandert.

Geliebte, du bist und ich bin wie der Wind in den Bäumen,
wie Rauch unser Name den Menschen und unser Schicksal,
aber wir sind die Kinder des ewigen Lebens,
weil du mich glaubst und ich dich, und wir beide uns lieben.

Du bist ich, wir sind eins und wir sind an die Mutter verloren,
unser Leben ist nur ein Lächeln an ihren Brüsten,
ist Schauen und Schaffen, und unser Tod ist die Krone,
ist unseres reineren Wiederwerdens Funke.

So messen wir liebende Wandrer nur unsere Heimat,

wir finden Erfüllung und unsere Ewigkeiten,

gleich dem Keim, der im trächtigen Winde wunderbar wandert

und einmal die mütterliche Scholle findet.

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RAHMENZEICHNUNG VON E. R. WEISS

C 17 3
 
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